Mittwoch, 4. Oktober 2006

Oliveira's Schwester und ein Mann aus dem Bilderbuch

Milano's bester Fussballclub, dessen neuer Stürmer, dessen Schwester, die wurde impfall entführt.
Nein, sie war nicht in Georgien's Pampa auf einem Latex-Steckenpferdchen unterwegs, sondern in Brasilien, wo halt die meisten Brasilianer herkommen (Majesty, ich bitte förmlich um eine Statistik!).
So anonym sind sie zwar nicht mehr, aber wenigstens kann er jetzt mit Kakhaber ha Grusini einen Plock über verschollene Geschwister im Hinterland gründen. Oder man bohrt beim Nachbar in 20 Jahren ein Loch in den Gang, holt ein leintuch-farbenes Kiddi raus, interviewt es im Fernsehen und die ganze Welt klatscht aus Mitgefühl beim Gipfeli streichen.

In diesem Sinn: Rachmone Lizlan.

Und zum Schluss noch dies: Die Weltwoche hat eine wunderbare Kolumne, auch geeignet für Weichduscher wie Euch, die schon nach einer Woche den Schwanz sooo aus dem Plock eingezogen haben (Majesty ist entschuldigt, aber nur für die Arbeitszeit), dass man ihn mit der Pinzette wieder rausholen müsste. Auf jeden Fall schreibt Güzin Kar, eine türkische Regisseurin, darin über ihre Männerprobleme. Gender Studies heisst das Teil und ist jede Woche fast einen Lachkrampf wert.

Her damit: (aus www.weltwoche.ch/blogs)
«Ein Mann ist doch etwas, das nie dann anruft, wenn es soll, das im Kino lacht, wenn wir weinen, und das sich regelmässig im Schritt kratzt», sagt Julia so barsch, dass Heidi und ich nicht zu widersprechen wagen, obwohl man über das Kratzen diskutieren könnte. Am Anfang schien ihr neuer Liebhaber so zu sein, wie man sich die Männer wünscht. Oder wie Julia sich die Männer wünscht: sensibel und gefühlvoll. Denn Heidi hatte schon zu Beginn gemeint: «Man möchte ihn sogar vor Raupen im Salat beschützen, so zart, wie das Bürschchen ist.» Julia trug ihr Näschen hoch, die Laune auch, denn sie wusste, dass Freundinnen auf Ungeziefer in fremdem Grünzeug hoffen, solange das eigene zu wünschen übrig lässt. Mit «Immerhin ist mein Feldsalat mit Ei tatsächlich einer mit Ei» hatte sie Heidi schnell mundtot gemacht, obwohl wir abgemacht hatten, sämtliche Bemerkungen über Heidis untenrum fehlerhaft bestückten Mann zu unterlassen.

Aber auch mir kamen bald Zweifel an der Männlichkeit von Julias Liebhaber. Vor allem dass er sich in den Sessel schmiegt, anstatt sich breitbeinig draufzusetzen, brachte mich auf neue Fantasien. «Zum Pinkeln setzt er sich vermutlich nicht hin, sondern kriecht ganz in die Schüssel hinein, weil es so kuschelig ist», sagte ich einmal zu Heidi, aber natürlich so, dass Julia es nicht hörte. Sie selber merkte erst viel später, dass etwas verkehrt lief. «Normalerweise, wenn ich einen Tee und der Mann ein Bier bestellt, bekomme ich den Tee und er das Bier», sagt sie. Aber diesmal habe der Kellner das Bier so bestimmt vor sie hingestellt, dass sie es trank, obwohl sie keines bestellt hatte. Seither trinkt sie regelmässig Bier. «Und er trank den Tee?» – «Nein, er schaute den Tee so lange so leidend an, dass ich fragte, ob Raupen drin seien.»

Da bei ihnen beiden der Platz der Frau bereits vergeben ist, muss Julia nun den Macker mimen. Sie sucht den Film aus, in den sie gehen, und sie tröstet ihn, wenn er, von Gefühlen überwältigt, zu weinen beginnt. Im Kino oder beim Erzählen seiner schlimmen Erlebnisse aus der Schulzeit. «Dabei habe ich Lust, ihm eines in die Fresse zu hauen, wenn ich dieses zitternde Kinn nur schon sehe. Soll er doch ins Frauenhaus, weil ich ihn prügle», sagt Julia in ihr Bier hinein. «Das Schlimmste aber ist sein Verhalten im Bett.» – «Er will immer unten liegen», sagt Heidi mitfühlend. Julia schüttelt den Kopf. «Er hat immer kalte Füsse, so wie wir», frage ich. «Schlimmer: Er stöhnt wie eine Frau», sagt Julia. «Wie stöhnt denn eine Frau?», fragen Heidi und ich synchron, denn da wir nie mit Frauen ins Bett gehen, wissen wir nicht, wie sie klingen. Und sich selber nimmt man kaum auf Tonband auf, um es später genau zu analysieren. «Ihr könnt ihn eine Nacht ausleihen, dann wisst ihr alles über Frauen», sagt Julia. «Er kichert sogar wie ein Weib, wenn man ihn an kitzligen Stellen berührt.» – «Zieht er auch deine Röcke an?», frage ich. Immerhin würde das vieles erklären. «Nein, aber er benutzt meine Tampons», sagt Julia und fügt auf unsere entsetzten Blicke an: «Natürlich nicht! Aber ich würde mir das Kondom überstreifen, wenn ich ein passendes Körperteil hätte.»

Sie trinkt ihr Bier aus und sagt: «Wir haben gelernt, wie man Männern ihre schlechten Gewohnheiten aberzieht. Aber wie man sie ihnen antrainiert, hat uns keiner beigebracht.»

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