Dienstag, 16. Juni 2009

Cinderella Story

Geschätzte Freunde des gepflegten Rasenschachs,

Wundersames hat sich am letzten Sonntag auf dem Sportplatz Schützenmatte zu Basel ereignet. Nicht die favorisierten Basler, Makkabäer oder die Russen standen im Final des diesjährigen Grümpelturniers, nein, die Gesandtschaft des Leitmediums der jüdischen Jugend, die Schreibtischtäter dieses Blogs kämpften sich heroisch bis in den Final. Aber alles schön der Reihe nach.

Bereits die Matchvorbereitung verlief harzig bis schleppend, da der geschätzte Djibril seine obligate Verspätung einhielt und man deshalb mit dem Anpfiff auf den Platz einlief. Dementsprechend verlief nicht nur das erste Spiel, welches 1-1 endete, sondern gleich die ganze Vorrunde. Angezählt in den Seilen hängend oder anders ausgedrückt, abgeschlagen als letzter der Gruppe mit nur einem Punkt aus 4 Spielen und einem erzielten Tor ging es in die Mittagspause. Hier spielten sich diie entscheidenden Szenen für den weiteren Verlauf des Turniers ab. Der Mannschaftsrat entschied sich aufgrund der aussichts-, ja sogar auswegslosen Situation zur einzig richtigen Entscheidung in diesem Moment, zu absoluter Entspannung. Ohne grosse Hoffnung harrte man also dem finalen Niederschlag im Achtelfinal gegen die Russen, notabene Gruppenerster. Nachdem in der Vorrunde versucht wurde offensiv zu spielen und das Team daran grandios gescheitert war, wurde entschlossen die Taktik umzustellen. Ein destruktives 3-1, aus einer gesichterten Abwehr heraus sollte man probieren das 0-0 so lange wie möglich zu halten und entweder den Lucky Punch oder das Penaltyschiessen zu erzwingen. Los ging es, mit den Zuschauern im Rücken und gecoacht durch die mehrmalige Siegermannschaft der Eskimos. Gleich in der ersten Minute ein Hammer in Richtung CC Tor, zum Glück pariert durch Lino. Die Russen drückten, zwängten und probierten, es sollte jedoch alles anders kommen. Tripogonz nahm sich ein Herz, wollte eigentlich nur den Ball nach vorne dreschen, doch alle Fussballgötter hatten ein Erbarmen mit uns. Der Ball wurde lang und länger, kam gefährlich vors Tor und plötzlich, war er drin. Unglaublich. Die Erde hörte sich für einen Moment auf zu drehen, die Sonne ging für Sekundbruchteile aus. Wir waren in Führung. Unglaublich. Die Russen waren angezählt, stachelten sich nochmals auf, der CC kämpfte, rackerte und zeigte Biss. Die Sekunden wollten nicht vorübergehen, doch dann war es soweit. Abpfiff. Man war eine Runde weiter.

Im nächsten Spiel ein Gegner, den man nicht unterschätzen durfte, eine Nachwuchsmannschaft mit grossem Potenzial. Die Taktik blieb unverändert, Penaltyschiessen oder Luckypunch. Das Spiel ist kurz Zusammengefasst, keine Tore und noch weniger Torchancen. Das Penaltyschiessen kam in grossen Schritten auf einen zu. Wer sollte schiessen? Tripogonz nicht, soviel war klar. Her Majesty, KP und Stutz sollten es probieren. Plötzlich strömten Zuschauer auf den Platz, Lino suchte verzweifelt nach irgendwelchen Tips von erfahreren Spielern. Panik machte sich breit. Der Gegner lief an, drin. Stutz für den CC, in seinen Augen lag blanker Horror, doch verwandelte er Souverän. Zweiter Versuch des Gegners, in die Mitte geschossen, keine Chance für den Lino. KP lief an, er schien irgendwie entrückt zu sein von allem, verwandelte sicher. Dritter Versuch für den Gegner, Sruli R. gab Lino den Tip sich nur auf den Ball zu fokussieren. Der Gegner lief an, ich schaute auf den Ball, irgendwie herrschte Totenstille plötzlich, dann, gehalten, pariert, die Chance aufs Weiterkommen zum greifen nahe. Vor Nervosität schaffte ich es kaum hinzusehen als Her Majesty zum finalen Penalty anlief. Dann ist er drin. Wieder weiter. Unglaubliche Freude, unglaubliche Erleichterung. Im Halbfinale. Purer Wahnsinn.

Im Halbfinale warteten die Eskimos, die Erfinder des Grümpelicatenaccios welchen sie bis zur Perfektion beherrschen. Ein Gegner, fähig aus dem nichts ein Tor zu erzielen und den Vorsprung ohne Mühe verwalten zu können. Im Spiel waren Sie die bessere Mannschaft, erspielten sich aber genauso wie wir kein wirklichen Torchancen, Tripogonz verhinderte mit gesunder Härte, sprich einem Foul, ein mögliches Tor. Schon wieder ein Penaltyschiessen, die Schützen vom CC die selben wie beim letzen Mal. Es begannen die Eskimos mit Nechunja H. dem Debütanten für die Männer aus dem Norden, mit einem Versuch neben das Tor. KP lief an, mit roboterhaften Bewegungen, gleich einer Maschine versenkte er ihn im Tor. Zweiter Versuch für die Eskimos, ich wusste dass Grasl in die Mitte schiessen wird, doch der Ball war so schnell das er nicht zu halten war. Stutz lief an, wird zurückgepfiffen, man ihm sah fömlich die Nervosität an, zweiter Versuch, die Glühbirne lenkte den Schuss an den Pfosten, gehalten. Letzter Versuch für die Eskimos, le General lief an, an den Innenpfosten, der Ball kullerte Ewigkeiten der Linie entlang, wieder hatte man das Gefühl die Erde hielt für einen Moment den Atem an, schlussendlich kullerte er aus dem Tor, wieder vorbei. Her Majesty nahm sich den Ball, keine Angst war zu sehen, drei Schritte anlauf, Sauber verwandelt. Es brachen alle Dämme, sowohl auf und auch neben dem Platz. Wir standen im Finale, selbst heute noch hört sich das unverschämt schön an, fast nicht zu glauben, selbst jetzt habe ich schon wieder feuchte Hände. Einfach schön.

Wir verloren schlussendlich das Finale ohne eine wirkliche Chance zu haben mit 3-0, es kam aber auch gar nicht mehr drauf an. Wir mussten uns nichts mehr beweisen, nicht mehr für die Galerie schön spielen und dann trotzdem verlieren. Wir waren im Finale, als krasser Aussenseiter haben wir uns sportlich dafür qualifiziert, alles andere interessiert nicht.

Eigentlich müssten wir als Mannschaft unseren Rücktritt erklären, denn besser gehts nicht mehr. Ich zweifle aber schwer daran. In diesem Sinne, nach dem Grümpeli ist vor dem Grümpeli, auf ein neues im nächsten Jahr.

Euer treu ergenbenster

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