Freitag, 25. Mai 2007

Schweizer Meister 2006/2007

Grosser Abend.

Zuerst das grosse Zittern und über zwei Tage Jontef mit allerlei Chachomim, welche einem erklären müssen, warum heute abend Basel und GC die Spiele gewinnen wollen, Schauplatz Chabad, wo am zweiten Tag Jontef jemand nach dem Dawenen ein 20min auspackt und alle sich dahinter scharen, um die letzten Details für diesen grossen und lange erwarteten Abend zu erhaschen. Eben: Wichtig ist in diesem Moment vor allem die Matchvorbereitung und jedes Detail zählt. Und zusätzlich gilt es, eine Antwort auf alle Eventualitäten in Fachsimpelei-Verstrickungen zu haben.


Am Nachmittag der invane Versuch, sich aufs Ohr zu legen und so Zeit verstreichen zu lassen und der unerträglichen Nervosität zu entgehen. Was kommt auf uns zu? Was für Energien hat GC bereit? Rächen sich heute die Abwanderungsgelüste? Kommt nun alles doch anders? Versagen die Nerven? Schiessen wir am Ende 90 Minuten auf ein Tor und nichts geht rein? Erwartet uns ein frustriender Knorz?


Dampfhalber vergehen die ersten 3 Minuten des Spiels ohne Beteiligung der Redaktion, dann 30 Minuten ein unglaublicher Zermürbungskrieg, GC mit Spielanteilen, Mikari zeigt, dass er der einzige GC-Spieler ist, der Fussball spielen kann. Jaggy-Gaggi versteckt sich in der Innenverteidigung und muss sein Unvermögen eigentlich nicht mal zur Schau stellen. Etwas brotlose Kunst, einige Kombinationen, Tihinen und Von Bergen geben nie das Gefühl, dass durch die Innenverteidigung was durchsickern könnte. Und dann die Combo Raffael-Cesar-Raffael-Santos und die unnachahmliche Verwertung eines klassischen Knipsers. Wie man es in Zürich bisher eigentlich selten gesehen hat. Offside? Nein? Grenzenloser Jubel (Russland schlief zu dieser Zeit schon, fast ein Herzinfarkt zum Erwachen)


Die zweite Halbzeit mit Dominanz durch Zürich, verschiedene Rushes und Aktionen auch von Gayceh und dann der Hammer von Dos Santos aus 76.2 Metern, Marke Flatterball, den Leoni bravourös an die Latte lenkt. Die nächste Nervenkrise. Im Gegenzug der Hammer-Freistoss von Raffi, Margairaz, eben eingewechselt, zur Stelle und schiebt gegen die Laufrichtung hinter den weiten Pfosten. Offside? Nein? Und wieder grenzenloser Jubel. Der Meistertitel ist nur noch Sekunden weg. Endlich Erlösung und ein Leiden, das nun schon seit März und einem Grossteil der Rückrunde andauerte, findet ein jähes, grelles Ende. Einige, inklusive Tripolis, hatten bereits Zweifel und Ängste, andere hatten sich und die Hoffnung bereits aufgegeben (Majesty: Schnauze, im Flextempel zum Halbfinale hast Du es vor Zeugen gesagt. Unverzeihlich!). Danach die Interviews. Die Krücken von Blerim und Stüggel fliegen, Ehrenrunde vor Hotz und das Kübelstemmen durch die ganze Mannschaft. Und wiederum der Nachweis, dass Schweizer Reporter keine und wirklich gar keine gute Interviews hinkriegen. Teleclub hatte gestern interne Kommunikation während der Feierlichkeiten in der Kabine auf dem Schirm, einfach dilettantisch und erbärmlich.

Aber das alles war zu der Zeit egal. Überall in der Stadt jubelnde Gesichter und hupende Verkehrsteilnehmer und schliesslich auf dem Helvetiaplatz und im Kanzleiareal ein grosses Fest mit 200'000 Liter Bier, Sound und hartem Fest. Irgendwann kam die berechtigte Hoffnung noch auf, die Mannschaft würde am Helvetiaplatz auftauchen, was sie dann auch tat, jedoch nur um im Schrittempo durchzufahren und dann wieder wegzufahren. Sinn der Übung blieb jedenfalls verborgen.
Und am Ende und über die ganze Meisterschaft siegt die Mannschaft mit den meisten erspielten Punkten. Denn der Vorsprung ist über die Saison entstanden und nicht nur gegen Muntwyler. Dass die dann stümperhaft einen unberechtigten Spieler einsetzen ist dumm und bedauernswert. Es ist nicht der Verdienst von Zürich, jedoch hätte jede Mannschaft die Punkte angenommen.
Und eine Saison mit vielen Rückschlägen findet ein Ende. Blerim war am Ende neben dem Feld wohl wichtiger wie er es kurz vor der Verletzung auf dem Feld selbst war. Barmettler hat seine Position gefunden und braucht nun einen grossen neben sich auf der DM-Position; sei dies Gögi oder ein Nachfolger. Von Bergen hat gezeigt, dass er gesund für Kuhn eine Variante für die Nati ist. Und unsere Stürmer treffen wieder, was für den Ausgang der Meisterschaft ausschlaggeben war. Und wenn sie nicht treffen, dann geben sie die entscheidenden Pässe, wie Raffael gestern zweifach. Grandios. Und jetzt mischen wir Europa auf. Weil Chikhaoui neben Aegerter mehr als ein Versprechen ist und Bickel mit Canepa bereits an weiteren Verpflichtungen arbeitet. Und irgendwo hoffe ich immer noch, dass Santos nicht gehen muss. Nachdem der Knopf in den letzten Spielen endlich aufgegangen ist, hat er nach diesem Meisterschaftfinale nichts eher verdient.
PS: Heute morgen übrigens trägt man im Büro übrigens weiss. Zu Recht.
PPS: Es freut mich ausserordentlich, wenigstens einen gemeinsam mit den Bislern und der gesamten AGL zu feiern: Ein Jahr lang kein Mauern in Schwarzgelb. Ein herzliches Beshiftechem Beshulem an den Xa-Max.
PPPS: Zitat vom Abend gestern: "Wo isch de Bier?!?!?"

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