Mittwoch, 28. März 2007

Issur Kitniot ad absurdum


Es läuft wieder gleich wie in allen andern Jahren: Das Pessach-Fieber grassiert, in der "Metzg" wird das koschere Fleisch rationalisiert (3 kg pro Person und anderes haben sie ja nicht - also auch kein polnisches nicht-so-Frisch--und-nicht-so-Koscherfleisch), als würden wir in Dnjepopetrowsk leben und nicht in Mitteleuropa. Anscheinend seien diese Woche in Strassburg (siehe ein älteres Posting zu diesem Thema) an einem Tag schon 200 Personen für Fleisch angestanden und seien aufgrund akuten Mangels unverrichteter Dinge wieder nach Hause geschickt worden.

Die jüdischen Mütter in meinen Breitengraden machen ihrerseits schon Gesichter, als sei Pessach ein Kreuz, an das man sich aus jüdischem Masochismus gerne martern lässt. Staub alleine ist schon strafbar und wehe dem, welcher das Brot drei Tage vor dem Seder schon nur mal beim Namen nennt. Und ausserdem habe ich was verstanden: Awadim Hayinu singt man, weil man vorher in Versklavung durch das weibliche Geschlecht so viel und unnötig putzen musste!

Mein Dickdarm fühlt sich ausserdem schon seit einer Woche an, als würde er nichts ärger fürchten als das kommende Kartonfest.

Und zusätzlich kommt dann auch noch die Phobie, sich anlässlich dieses Abends, wo es (auch in Ermangelung solider physischer Nahrung) am Ende nur um schwabbelige metaphysische Prinzipien wie Freiheit, völkisches Bewusstsein und Feindesvernichtung geht (Schfoch ist mein absolutes Highlight am Seder! Ich überlege mir, das ganze in Bälde in einem Drehbuch visuell zu verarbeiten) und darum, sich in argumentativen Beiträgen von der Länge eines Saturday Night Sketches (alles drüber hinaus fördert den Maror-Naschreiz, das Einzige, welches man zu diesem Zeitpunkt gegessen haben darf sowie die Trinksucht - der zweite Becher ist bekanntlich immer der grösste) und von der Qualität von "they all tried to kill us - we survived - let's eat" möglichst erleuchtend zu produzieren. Kurzum: Nix für ein altgedientes CC-Mitglied.

Da bin ich doch froh, dass sich andere Juden auf der Welt mit wahrhaftigen Pessach-Problemen befassen, zu hoffen bleibt nur, dass hierzu auch für Aschkeneysim ein Heter gefunden werden kann. Ohne Gewürze und ohne Bier wird's nämlich wirklich fast unerträglich hart...

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