Freitag, 2. März 2007

El Candirù oder: Wo man lieber nicht ins Wasser pischt

Eine Erscheinung aus der Kategorie "Gottes abstruseste Wesen": Der Candirù

Hier ein Bericht eines gelangweilten Slowenen, namensverwandt mit dem Langstrassen-Bullen aus der Südkurve, der es vor ein paar Jahren fast zu einem Oscar geschafft hätte, leider nur fast.

Die Hälfte der Strecke hat Martin Strel (52) abgeschwommen. Dabei gehts nicht um Hallenbadbahnen, sondern um den arten- und gefahrenreichen Amazonas! Begonnen hat die einmalige Schwimmaktion vor rund einem Monat, am 1. Februar. Sie ist Strels bislang grösste Herausforderung: 5400 Kilometer will er in 70 Tagen durchschwimmen. Und bisher ist er auf Kurs in einem Gewässer, das mit haarsträubenden Gefahren auflauert. Die Gefahren, die im zweitlängsten Fluss der Welt lauern, sind tückisch. Da gibt’s etwa den bis zu 2,5 Zentimeter langen Candirú, auch «Brasilianischer Vampirfisch» genannt. Dieser Parasit nistet sich in Körperöffnungen und ist, wird er nicht operativ entfernt (!!!), tödlich. Sein bevorzugtes Nistgebiet ist der Penis des Mannes. Angelockt wird er von Urin und Blut. Das weiss Strel natürlich. Und uriniert deswegen nicht ins Wasser, sondern immer in seinen Schwimmanzug. Er denke jedoch nicht über die ganzen Gefahren nach – dann würde er wohl überhaupt nicht ins Wasser gehen, sagte er gegenüber «Spiegel Online» noch zu Beginn des Abenteuers. Dem amerikanischen Magazin «Sports Illustrated» sagte der meist wortkarge Slowene auf die Frage nach seiner Motivation: «Ich bin ein Fisch. War schon immer einer.»Jetzt, wo rund 2700 Kilometer hinter dem Marathonschwimmer liegen, weiss er bei seinen eingelegten Esspausen mit slowenischem Rotwein bereits einiges mehr zu erzählen. Etwa, dass statt der erwarteten Regenfälle vielmehr die Sonne Probleme aufgibt. Strel hat sich so schlimme Verbrennungen im Gesicht zugezogen, dass er jetzt immer eine Maske tragen muss. Und gleich am ersten Tag habe er Bekanntschaft mit einem Alligatoren gemacht. Strel befürchtet, dass sein Neoprenanzug einen weniger guten Schutz gegen den Candirú bietet, als anfangs angenommen. Jedenfalls schwämmen immer wieder mal Schwärme Vampirfisches um ihn herum, was reichlich beklemmend sei. Überhaupt erweist sich der Neoprenanzug als ziemliche Bürde, die allerdings unerlässlich ist. «Wegen der Schwimmbewegung schabt der Anzug die Haut bei den Knien weg, was schmerzhaft ist und nicht über Nacht heilen kann. Der Mann leidet sehr», sagte ein die Aktion begleitender Arzt. Verletzungen trägt Strel aber auch durch das in den Strömungen wirbelnde Geröll davon. Das ist umso gefährlicher, als dass kein Blut fliessen darf – sofort würden Piranhas angelockt! Auf erfreulichere Gedanken bringen Strel die Reisegenossen, die sich früh schon an die Versen des Schwimmers hefteten: freundliche rosa Flussdelfine. Martin Strel rechnet damit, sein Schwimmabenteuer bis zum 10. April beenden zu können. Denn alles in allem sei die Ausdauer das geringste Problem: «Ich schlafe zum Teil während des Schwimmens, nur so zwei, drei Minuten jeweils. Mein Körper schwimmt wie eine Maschine weiter. Nur manchmal schwimm ich dann in die falsche Richtung.»

Git Shubbz und baldbaldpurim

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