Montag, 12. November 2007

Schatten eines Jibrils oder Rom unter Beschuss


Na ja, am Ende hat man wohl wie so oft aus der Entfernung und den Medien fast mehr erfahren wie vor Ort. Gestern Sonntag morgen kursierte bei spätem Oifstand die Meldung, ein Lazio-Fan sei auf einer Raststätte von einem Polizisten erschossen worden. Gleichzeitig wurden Nachrichten aus Mailand (gestern hätte Inter-Lazio stattfinden sollen), Bergamo (Atalanta-Milan) und weiteren Orten publik, wo Ultràs die Situation eskalieren liessen und gegen die Polizei vorgingen. Am Abend um 18:00 dann der Entscheid der Römer Polizei, das Abendspiel nicht durchführen zu lassen.
Der Unfall bei der Raststätte ist unfassbar. Ein PW mit Juve-Fans auf dem Weg nach Parma, ein PW mit Römern, Fans steigen aus, geraten aneinander, Fäuste, Schläge, Schirmhiebe, von der anderen Autobahnseite ein Schuss eines Polizisten in die Luft, Fans zurück in die Autos (, wobei die Juvefans noch versuchen, einen Laziale umzufahren!), Laziali sind im PW bereits fast wieder auf der Autobahn gen Norden, Polizist rennt ihnen nach, ein weiterer Schuss löst sich und trifft einen lokal angeblich bekanntenen DJ und Blogger im PW tödlich im Hals.
Der Rest ist dann sozusagen programmiert. Aus dem DJ wird nun ein Altar gemacht und er wird zu einem weiteren Anlass genommen, Krawalle stattfinden zu lassen. Grosser Fehler der Behörden war jedenfalls, den Spieltag trotzdem global stattfinden zu lassen. Am Abend und nach Absage von Roma-Cagliari (Jibril?) um 18:00 Uhr greifen dann bereits am Olimpico anwesende Roma-Fans schwerbewaffnet Polizeikasernen an, stossen Hundertschaften von Scootern um, setzten Autos in Flammen, kurzum, das ganze Programm.
Und nun die Frage aller Fragen? Ma Nishtana? Und v.a. wo war der Tripogonz? Der war tagsüber Bekannte besuchen, lächelte angestrengt und erklärte brav seine beruflichen Facetten und legte sich dann ins Zeug um rechtzeitig den Match zu besuchen. Bei Ankunft beim Rest der Roma-Saison-Abo-JTruppe dann sofort die Meldung, aus, aus das Spiel ist aus, Rom brennt. Die Frustration war dann verständlicherweise relativ gross und an ein geordnetes Abendprogramm war nicht mehr zu denken. Sofort wurde nach Konsultation eines lokalen Therapeuten die PS3 mit dazugehörendem PES07 in Funktion gesetzt und auf ging die Jagd nach weiteren Rekorden. So wurde nun auch unter den Römer Gamern der Wettbewerb in Funktion gesetzt, zu zweit WM's durchzuspielen, worauf hier bisher anscheinend niemand gekommen war. Wie Obelix damals schon wegweisend festhielt: Die spinnen, die Römer...
Dann wurde aber doch noch ein Versuch laut, den Abend andersweitig zu verplanen, worauf kurzfristig eine Texas Hold'em-Runde eingeläutet wurde. Tripogonz in der Haut des blutigen Anfängers mit dem kurzen Gedächtnis für die verschiedenen Kartenvariationen hatte vor allem Glück und mit Verlauf des Abends in einem bekennend klar vorsätzlichem Verstoss gegen die WADA-Prinzipien immer weniger Verstand, worauf aus einer 10er-Runde ein zweiter Platz resultierte, der angesichts des Spielverlaufs als höchst unglücklich einzustufen ist. Machte aber extrem Lust auf mehr und der Instituierung des Texanischen Sonntags oder Donnerstags wird in Kürze auch in Zürich Einhalt gewährt werden.
Sonst geht es Rom aber recht gut. Im November ist es hier immer noch warm genug, um mindestens ein Glacé am Tag zu schlemmen, Pizza biancha schmeckt immer noch gleich gut und die Koscherfleisch-Versorgung in Zürich ist eine Tragödie. Heute gab's jedenfalls libysche Kuh-Wangen an Reis und Erbsen, kann ich nur empfehlen. Vielleicht steig ich heute Abend aber doch wieder auf Stiik um, einfach der guten Ordnung halber.
So, das war ein kurzer Rückblick, ich hatte noch viel mehr römische Eigenheiten im Kopf, die mir aber inzwischen wieder entwichen sind.
Apropos entwichen: Ich habe mit Bestürzung vernommen, der am Freitag mit soviel Vorschusslorbeeren angekündigte Tschulent habe einen jähen Absturz erfahren. Zu den weiteren Entwicklungen in dieser Affäre in Kürze mehr durch unseren Bisler Journalisten vom Dienst!
PS: Wie geht es dem Tzohar?
PPS: Was sagt Jibril?
PPPS: Und was isch s'Nünispiel?
PPPPS: Rom hat übrigens WC-technisch ganz interessante Eigenheiten:
1) Kein einziges WC hatte in vier Tagen einen normalen Spülknopf, der auch funktionierte.
2) Die Schüssel liegt regelmässig so tief, dass man die Knie fast bei den Ohren oben habt. Unübertrieben impfall!
3) Die Schüssel liegt überdies auch regelmässig auch unmittelbar neben einem Schrank, einer Wand oder einem Pizza-Ofen, sodass man nie Lust hat, sich länger diesem altehrwürdigen Vergnügen hinzugeben.
4) WC-Papier gleicht mehr Zelophan-Folie, nichts Solides. 5)
5) Duschmittel? Fehlanzeige, alle duschen hier mit Handseife, Haut fühlt sich nachher an wie Schleifpapier. Wücky.
PPPPPS: Einen habe ich noch. Gestern hat ja der Gögi Inler mit Udinese auch Fiorentina in Florenz geschlagen. Titel der Gazzetta online war gestern um 18:00 "Colpo del Udinese a Firenze", sinngemäss zu übersetzen mit "Schuss/Schlag von Udinese in Florenz". Bravo, schmeissmichweg...

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