Montag, 11. Oktober 2010

Zeit, am Schicksal zu rütteln

"Packt Euer Schicksal mit beiden Händen. Rüttelt daran, als gebe es kein Morgen, bis obenaus die fruchtbare Hoffnung emporzischen wird!"
Mutmassliche Worte von Churban Matthias Brünzel vor der Schlacht zu Marignano

Verehrte Genossen, wir stehen wieder einmal an einer dieser Gelegenheiten, vor einem dieser Schicksalsspiele, welche wir uns jedes Mal herzusehnen haben, wenn die Schweizer Werkself nicht gerade in einer glücklichen und mythischen Sternstunde Spanien schlägt. Es ist wieder zu zeigen, dass wir vielleicht keine Denilsons, keine Rivaldos und auch keines Nestas in unseren Reihen zählen, dass auch in der Schweiz jedoch guter Fussball gelehrt wird, der nicht nur auf Betonmischerei beruht. Wir müssen zusammenstehen, füreinander weite Wege gehen und das Glück herausfordern, im Mittelfeld Risiken eingehen. Allzu oft sind wir in den letzten Spielen davon ausgegangen, dass ein Unentschieden gar nicht so ein schlechtes Resultat ist. Chile, Montenegro und wie sie alle heissen.
Und wie so oft können wir uns auch die Frage stellen, welche uns Schweizern so oft auf der Zunge liegt: Wie ist es möglich? Die sind doch dafür teuer bezahlt? Erstaunlich ist aber insbesondere der Umstand, dass wir eine Nationalmannschaft von Zwillingen hat. Derdiyok schiesst in 40 Bundesliga-Spielen eine zweistellige Anzahl Tore. Barnetta spielt in Leverkusen seit Jahren solide, Frei war im Ausland (und bei Basel) eine stets feste Grösse. Um Inler bemühen sich Liverpool und Inter. Ziegler wird mit Juventus in Verbindung gebracht. Von Bergen liegt mit Cesena auf einem guten Weg zur Behauptung in der Serie A. Alles talentierte Söldner, alles zufriedenstellende Klubspieler. Aber im Länderwettbewerb gurken sie alle. Ist der Druck grösser? Oder die Motivation kleiner? Die Perspektiven auf grosse Erfolge trotz der ständigen Siegeswelle der U21 zu klein? Ist das die Generation, von welcher im 2002 noch gesagt wurde, diese U21-Spieler würden mal ganz grosse? Und dann läuft die EM-Kampagne im 2010 und die Gefahr ist mehr als real, dass die Qualifikation bereits nach zwei Spielen zur unerreichbaren Illusion wird?
Es heisst auf jeden Fall wieder mal, aufwachen, es ist wieder EM-Zeit! Zusammenstehen, füreinander gehen, für die Mannschaft zu spielen! Die Jungs auf dem Fussballplatz, wir auf dem Platz des 16. Juni 2010, den wir noch so überbordend frohen Mutes dem Jubel und den Fans gewidmet hatten und den wir morgen wieder bis zum Bersten füllen werden. Um die Hoffnung aufrecht zu erhalten, für den Weltfrieden und natürlich auch für den dreifachen Flickflack.

Ich geh morgen übrigens wahrscheinlich "The American" schauen. Aber das hat ein überparteiliches Komitee unter Leitung der Berber-Rebellen in den Sand geschrieben.

Der Postscriptor meint, dass das Berbersche Revolutionskomitee angesichts der Brisanz der Ereignisse von heute Abend das akute Kluni-Ergötzungsbedürfnis zurückgestellt hat und sich heute Abend ebenfalls in die Landesfarben werfen und sich DJ des Nebelhorns profilieren wird.

Der Post-Postscriptor verweist im Sinne des Fehlens jeglichen Zusammenhangs und des Bedürfnisses, sich jeweils am Dienstag Morgen kulturell zu betätigen auf die Tagi-Splatterkinokritik von "Piranhas 3D" hin. Darin findet sich unter anderem auch die Aussage, Elisabeth Shue habe eine grossartige Zukunft hinter sich. Was eine Aussage, Respekt!

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