Freitag, 27. November 2009

Wenn einer eine Reise tut, dann darf er was erleben

Geschätzte Leser,

Alle Jahre wieder begibt sich ein Teil der Redaktion auf eine sehr kurze Auslandreise, meistens im Zusammenhang mit einem Fussballspiel. Letztes Jahr nach Hamburg, dieses Jahr nach Madrid. Mit Flugzeug hin und am nächsten Morgen wieder zurück. Tönt alles nicht ganz so spannend, ausser wenn man in Betrach zieht das der Organisator jedesmal die Südkurven Vereinigung ist und deshalb auch die pösen Subjekte mitreisen, die mit schöner Regelmässigkeit im Zusammenhang mit Fussbal negativ auffallen.

Ich stehe also am Zürcher Flughafen und hoffe, das diesesmal alles ein bisschen besser wird, sich diese Menschen während zwei Stunden benehmen können und ich mich nicht einmal mehr schämen muss, Fan dieses Vereins zu sein. Wie nicht anders zu erwarten war, kam es aber nicht so. Bereits die Sicherheitskontrolle am Flughafen, das sollte inzwischen jeder begriffen haben das es so was gibt und wie das abläuft, konnte nicht mit verbalen Angriffen und lautem und unnötigen Gemaxe über die Bühne gebracht werden. Wie kann man sich von so etwas angegriffen fühlen, es gehört einfach zum Standardprozedere dazu, hat also nichts mit Fussballfans oder Repression zu tun. Ich kann es nicht nachvollziehen. Im Flugzeug dann ging es weiter, man sitzt da, die erste Stunde des Fluges geht ohne nennenswerten Zwischenfall über die Bühne als plötzlich, aus dem nichts folgendes passierte. Die Bordcrew gab den Beginn des Landeanfluges bekannt, als eine Gruppe Fans, ca. 10 Personen die direkt hinter mir sassen, anfing irgendwelche Lieder zu Singen. An sich nichts dramatisches, bis jemand auf die Idee kam ein Lied über Benito Mussolini, anzustimmen. Ich war völlig perplex und hatte keine Ahnung wie man auf so was zu reagieren hat. Dann ging es weiter, Franco kam auch noch dran und wie aus dem nichts fing einer von dieser Gruppe an, laut und deutlich "SCHEISS JUDEN" zu singen. Niemand aus dieser Gruppe sagte was, keiner der anderen Passagiere schien es zu bemerken, oder wollte es nicht, und ich sass da und wusste nicht ob ich etwas sagen sollte. Ich schäme mich über mich selber, inzwischen bin ich der Überzeugung das ich aufstehen und demjenigen etwas hätte sagen müssen, aber ich hatte die Eier nicht dazu.
Nicht das es jetzt schon vorbei war. Das Flugzeug landete und die Stimmung hatte sich langsam wieder normalisiert, als das Flugzeug auf dem Weg zum Parkplatz gefühlte 15min auf dem Flughafen herumkurvte. Die Gruppe wurde langsam ungeduldig und fing wieder an Lieder anzustimmen, als einer von ihnen auf die glorreiche idee kam, die Sauerstoffmaske aus dem Fach zu reissen. Wieso er das gemacht hatte weiss ich nicht, wie man auf die Idee kommt es überhaupt zu probieren auch nicht. Als Folge davon kam du Stewardess zu dieser Gruppe und machte die Person darauf aufmerksam, das dies eine Busse nachsich ziehen würde und er zudem die Reparatur bezahlen muss. Daraufhin wurde die Stewardess von der ganzen Gruppe bedrängt, unter Druck gesetzt und als dann die Türen aufgingen stürmte die ganze Gruppe aus dem Flugzeug raus. Da das Fach nicht repariert werden konnte blieb der Platz auf dem Rückflug gesperrt.

Ich habe mir im Anschluss daran ein paar grundsätzliche Gedanken um den Zustand unserer Gesellschaft gemacht. Wieso darf man unbedarft Antisemitismus zur Schau stellen? Ist das irgendwie cool und lässig? Wieso, und ich schliesse mich da mit ein, steht niemand auf und sagt etwas?
Die Sachbeschädigung ist für mich nicht einmal das grosse Problem, aber dann sollte man auch dazu stehen und die Konsequenzen tragen können. Ich vermute, das genau dieses Verantwortungsbewusstsein diesen Personen komplett fehlt. Und zu all diesen Problemen führt.

Vielleicht übertreibe ich auch, aber ich finde das alles sehr gefährlich.

2 Kommentare:

Diego hat gesagt…

Bin der Meinung, diese Beschreibung sollte per Mail an Canepa geschickt werden.

Stangenschuss hat gesagt…

Verständlich dass dir die Cojones gefehlt haben...
Bin ebenfalls der Meinung, auf direktem Weg zu Canepa.