Dienstag, 24. November 2009

FINNtastischer Blödsinn


Letzte Woche kletterte ja bekanntlich ein geistig behinderter Mann in den Bärenpark in Bern. Der Bär Finn griff ihn sofort an und verletzte ihn schwer. Zunächst versuchten Passanten, den Bären zu vertreiben, indem sie Gegenstände (wie Äste usw.) in das Gehege warfen. Das half allerdings nichts. Ein Polizist kam dazu und feuerte einen Schuss auf den Bären ab. Dieser verzog sich sofort in seine Höhle und der Mann konnte doch noch schwer verletzt gerettet werden.

Diese Geschichte tönt für mich nach klassischem urbanen Heldentum. Ein klassischer Titel in den Medien müssten lauten: „HELD! Polizist rettet behinderten Mann das Leben. Bär (3) verletzt.“

Weit gefehlt!

Unsere tollen Medien hacken nun auf dem Polizisten rum:
- Warum gab er keinen Warnschuss ab?
- Gummischrot hätte gereicht!
- Der arme Bär.
- usw.

Geht’s noch?

Wer hat schon spontan Gummischrot zur Hand. Ich bin eigentlich froh, dass nicht jeder Polizist jederzeit mit Gummischrot ausgerüstet rumläuft.
Ausserdem musste der Polizist sofort reagieren. Und da zählt das Leben eines Menschen halt mehr als das des Bären. Oder fändet ihr es toll, wenn ein Angehöriger von euch stirbt, weil man es zuerst Mal mit einem Warnschuss probiert hat, wegen dem armen Bären. Ich fände das ein unverhältnismässig grosses Opfer.

Da sieht man wieder einmal, dass die Schweiz (und ihre Medien) ein Land von Nörgler und Besserwisser ist. Nie kann man Personen in Ruhe lassen, die mal positiv in den Medien sind. Unsere Medien-Landschaft ist verkommen zu einem Haufen sensationsgeiler und problemsüchtiger Schreiblinge.

In den USA wäre dieser Mann als Held des Alltags propagiert worden und er hätte den Schlüssel zur Stadt erhalten.
Aber das könne wir Schweizer nicht: Helden produzieren und ihnen ihre berühmten „15 minutes of fame“ gönnen.
Dabei brauchen die Leute Alltagshelden. Sonst trauen sie sich nie etwas zu.

Leider folgt die Schweiz hier dem berühmten Schriftsteller Berthold Brecht, der gesagt hat: „Unglücklich das Land, das Helden nötig hat“.

Die Eistellung von Friedrich Nietzsche wäre wohl die bessere: „Wirf den Helden in deiner Seele nicht weg. Halte heilig deine höchste Hoffnung.“

Deshalb von meiner Seit ein dreifaches HIPP HIPP HURRA an den Polizisten. Und an den Bären: Pech gehabt. Menschenleben sind in unsere Kultur halt doch noch wichtiger als Tiere.

2 Kommentare:

Lino hat gesagt…

Zwei Randnotizien:

- Was passiert, wenn Polizisten mit Gummischrot herumrennen dürfen hat man leider am letzten Freitag in Basel mitbekommen.

- Das Zitat: "Menschenleben sind wichtiger als Tiere" aus deinem Munde als Vegetarier, tststs. Man sieht wie ernst du das nimmst.

steve hat gesagt…

schoscho... jetzt waren es wieder die bösen polizisten. eigentlich haben sie ja sogar die zürcher provoziert... so ein müll