Dienstag, 22. März 2011

Jewbox.it


Frisch aus den Windeln steht seit knapp drei Wochen in Mailand eine kleine Kiste. Eine kleine, quadratische Wunderkiste, die andauernd plappert und soundet, übertragen gesprochen natürlich. Tatsächlich handelt es sich um das erste italienisch-jüdische Online Radio-Projekt, welches 24 Stunden am Tag sendet. Gekocht wurde das Projekt vom Eigentümer von Radio 105 Italien, welcher mit Knowhow und Technik dem Projekt beiseite stand, sowie von einer Fünfzigschar engagierter und interessierter Projektmitarbeiter, welche diese kreative und bereichernde Innovation im europäisch-jüdischen Kulturleben mittragen.
Gesprochen wird das Radio natürlich auf Italienisch. Da eigentlich alle Moderatoren und Redakteure nebenbei einem Beruf nachgehen, besteht das Tagesprogramm aus Playlists sowie Nachrichten aus den verschiedenen Redaktionen (Information, Kultur, Gemeindeleben, Judentum, Jugend). Das Musikangebot besteht aus einem Gemisch zwischen jüdischen Interpreten, italienischem Pop und Folk sowie sehr breit gestreuten internationalen alternativen Musikern. Noch steht das Projekt in den Kinderschuhen, und es sind erst einige Pilotsendungen auf dem Kanal hochgeladen worden. So berichtet beispielsweise Mirjam Camerini in Jewleschine (abgewandelt von Moleskine) über Reisen in die entferntesten Ecken der Welt und führt den Hörenden in ihrem ersten Beitrag gleich in die "Pardes"-Metapher aus der Gemara in Chagiga. Andere Sendungen heissen Prozadik, Armaghetton, Labna oder Zooish.
Mittelfristig will das Jewbox-Team auch Podcasts für unterwegs anbieten, welche von der Website herunterzuladen sein werden.
Wer also zur Abwechslung Lust hat auf italienischen, jüdischen Sound und interessante kulturelle Beiträge, soll mal reinhören: www.jewbox.it
Zwei Daumen hoch und grossen Respekt für das persönliche Engagement für dieses Projekt. Andernorts träumt man von solcher Initiativität, Pioniergeist und Einsatz. Andernorts können konsumistisch ausgestaltete Anlässe wie Parties organisiert werden und man genehmt sich selbst, aus Trägheit, Ausredefreudigkeit und anderen "ein Jude-zwei Synagogen"-Motivationen, zuhause zu bleiben. Schade.

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