Dienstag, 29. März 2011

Wollte mal gesagt sein!!!!

[Anmerkung des Verfassers: Dieser Beitrag wurde vor den Ereignissen dieser Woche verfasst, ich bleibe aber trotzdem bei meiner Meinung]

Liebe Leser,

Ich wurde unlängst angefragt ob ich nicht doch hier, in eurem Leitmedium für alles, eine Einschätzung der Lage in Japan verfassen kann. Ich kann und ich will auch, denn die Diskussion hat sich, wie zu erwarten war, mit Emotionen und politischen Agenden vermischt und wird dazu missbraucht, Stimmung gegen Atomstrom zu machen.
Damit es auch gleich für alle klar ist , ich halte Atomstrom heute für die einzige Alternative zu fossilen Brennstoffen. Alles andere, Windräder, Erdsonden und vor allem Sonnenkollektoren, ist mit dem heutigen Stand der Technik KEINE Alternative zu fossilen Brennstoffen. Ich hoffe aber das sich dies in den nächsten 20 Jahren ändern kann und sicher auch wird. Aber das ist eine Diskussion für ein andermal.
Die Frage die man sich stellen muss, ist Atomstrom noch sicher? Ich beantworte dies mit einem JA. Denn wenn man sich mal den Unfall in Japan ansieht, muss man erkennen das so ein Ereignis weder vorhersehbar noch planbar war. Nicht nur ereignete sich ein Erdbeben, was in der Region häufiger vorkommt und wogegen das Kraftwerk auch geschützt war, dazu kam auch noch ein Tsunami, der die für die Sicherheit so wichtigen Kühlsysteme am Ende zum Versagen brachte. Würde man nach heutigem Stand der Sicherheitstechnik ein Atomkraftwerk gegen alle diese Schadenereignisse auslegen würde die Kosten für den Bau und Unterhalt in astronomische Höhen schnellen. Die Schweizer Atomkraftwerke sind zum Beispiel gegen das für die Schweiz wahrscheinlichste Ereignis, einen Flugzeugabsturz, genügend geschützt.

Allen Kritikern der Betreiberfirma sei gesagt, meiner Meinung nach haben sie zu Beginn das Nötige getan um einen viel schlimmeren Unfall zu verhindern. Das Steuern eines Atomkraftwerks ist viel komplizierter als man sich das vorstellt, vereinfacht gesagt versucht man eine Atombombe so zu regulieren das es nicht zu einer unkontrollierten Kernspaltung (dem Super GAU) , oder im Fall der Atombombe einer Detonation, kommt. Das es nicht dazu kam, obwohl die Kühlsysteme teilweise ausgefallen sind, dürfte man durchaus mal als etwas positives Erwähnen. Versucht mal während dem Autofahren gleichzeitig zu fahren, das Radio zu Bedienen und die Spur zu halten, und ihr könnt euch etwa vorstellen was im Moment des Erdbebens der Operateur alles im Auge behalten musste und dabei nicht die Nerven verlieren durfte.
Was im Moment, oder bis letzte Woche, alles in den Medien abging war kaum auszuhalten. Jeder Experte durfte seinen Senf dazugeben, der Leiter der Schweizer Atomüberwachung zum Beispiel gab eine eine Einschätzung der Lage ab ohne überhaupt einen Fuss nach Japan bewegt zu haben. Anzukreiden gibt es einzig und allein die Informationspolitik der Betreiberfirma, die ich aber in Anbetracht der kulturellen Unterschiede zu Europa verstehen kann. Denn es gibt keine grösser Schmach für einen Manager im asiatischen Raum als in der Öffentlichkeit sein Gesicht zu verlieren.
Es gilt auch anzumerken das dies seit Tschernobyl der erste grösser Unfall mit einem Atomkraftwerk ist. Innerhalb von 30 Jahren 2 Unfälle ist für ein so komplexes Gebilde wie ein Kraftwerk keine schlechte Unfallstatistik.
Wenn man sich vor Augen hält wie viele Flugzeugunfälle es jedes Jahr gibt. Und die Leute trotzdem weiter fliegen.

Montag, 28. März 2011

Und abendlich grüsst die Erwachsenheit


Es ist Sonntagabend. Scheinbar ein ganz normaler Sonntagabend.
Man wird zu später Stunde eingeladen, die Woche, noch bevor sie begonnen hat, zu versenken. Einladungen soll man Folge leisten. Also gehts ab in den Adlerhorst bzw. Palast der Majestät und freut sich schon wieder auf einen schamparen Plausch.
Kurzer Gang in die Küche um auch Getränkemässig gut aufgestellt zu sein. Und dann stellt der Schreibende folgendes fest:
Die Majestät hat also tatsächlich um 22:36 Uhr (Uhr als Beweis auf dem Foto aufgebrungen) die Zmorgeausrüstung bereits vorbereitet.
Dem gibt's nichts mehr hinzuzufügen. Schappo

Ski Safari- Ein Erlebnisbericht






Wir schreiben Dienstag den 8. März 2011. Im Oberengadin scheint seit 3 Tagen ununterbrochen die Sonne. Stahlblauer Himmel, Temperaturen um den Gefrierpunkt und beste Schneebedingungen. Kurzum, Kaiserwetter!
Es ist 8 Uhr morgens. Im Speisesaal des Hotels Cresta Palace in Celerina treffen sich zwei Skiverrückte - namentlich handelt es sich um Grasl Frucht und Kugel Blitz-
zum Morgenessen, in der Hoffnung heute 4 Berggipfel zu besteigen.
Vier Berggipfel als Skifahrer zu besteigen? Ja, richtig gelesen. Bei diesem verrückten Unterfangen handelt es sich um die berüchtigte Ski- Safari. An einem Tag sollen die Berge Corvatsch, Piz Nair, Lagalb und Diavolezza erklommen werden.
Die zwei erwähnten Personen stehen um 9 Uhr stramm an der Busstation in Richtung Sils Maria. Von dort soll es mit der Furtschellas- Bahn ein erstes Mal in die Höhe gehen. Es liegt an diesem Morgen etwas in der Luft. Man spürt die Spannung. Ständiger Begleiter dieses Anlasses, das Uhrwerk. Schliesslich muss man vor 16.30 Uhr den letzten Gipfel, die Diavolezza, bestiegen haben.
Bergstation Furtschellas, 10 Uhr, die Frisur unter Helm hält. Vom Sessellift abgestiegen, wird die erste Traverse mit viel Schuss genommen. Die Kanten ist gut abgetragen, kaum jemand auf der Piste, also warum dann Kurven fahren. Wenige Minuten und 2 Pisten weiter sind wir bereits beim Sessellift angekommen, der uns in Richtung Mittelstation Corvatsch (2702 M.ü.M.) bringt. Normalerweise der ideale Ort für einen ersten Lutz, doch heute ist ja der Gipfel jeweils das Ziel, also schnell Ski abschnallen und ab in die nächste Gondel.
Corvatsch, Bergstation auf 3303 Höhenmetern. Varuggte Aussicht über das Oberengadin und am Horizont, kein Witz, ist Dank der Bergkarte welche auf der Aussichtsterrasse aufgestellt ist, das Matterhorn ersichtlich. Man erkennt also schon von weit her, wenn man wie der Schreibende ein bisschen was von der Bergwelt versteht (ija). Nach 10 minütiger Pause und dem obligaten Nejgelwasser kann nun der Tag also endlich beginnen, kurzer Blick auf die Uhr, es ist 11 Uhr.
Über den Corvatsch Gletscher geht's heftig Bergab. Angekommen am Skilift, also ca. 700 Meter weiter unten stellen wir fest, dass der Skilift nicht hätte genommen werden müssen. Doch wurde die Traverse daneben schlicht und einfach verhängt und jetzt fehlt das Tempo. Kurze Stagnation macht sich breit, aber die vorhanden Breite, lässt diese Stagnation nicht allzu breit werden.
Es geht also dann in Richtung Hahnensee Sessellift. Dieser Lift stammt aus der Zeit, als Poldi in St. Moritz noch wilde Partys organisierte und der Wischnitzer auf seinen Holzski über die Pisten geflitzt ist. Beim besteigen des Lift, werden die Beine fast umgefahren, dafür geht die Fahrt anschliessend fast 15 Minuten, im Schneckentempo.
Oben angekommen steht uns eine 20 minütige Abfahrt bevor in Richtung St. Moritz Bad. Ja richtig, wir sind ca. 90 Minuten zuvor in Sils gestartet und nun bereits auf bestem Weg in Richtung Top of the World, und das alles auf den Brettern. Lässig.
Die Hahnenseeabfahrt war früher berüchtigt für deren schlechten Zustand. An diesem Tag schlicht und einfach ein Traum. Ideales Gefälle, aggressiver Schnee und ausser den zwei Skifanatiker kaum jemand auf der Piste. Es wird gecarvt was das Zeugs hält bzw. bis es eben nicht mehr hält. Kugel Blitz übertreibt es im Flachstück und stürzt prompt. Haltungsnote 5.9 und der ganze Schnee in der Brille. Grasl amüsiert sich. Das lauschige Hahnenseerestaurant wird links liegen gelassen (zu unrächt) und St. Moritz ist erreicht. Die letzten Meter bis zur Signalbahnstation, welche uns dann auf die St. Moritzer Seite raufgebrungen haben wird, müssen im Cologna- Stile gefahren werden. Pflotschnass vor Anstrengung.
Wir verlieren keine Zeit und besteigen auf der Corviglia das Piz Nair Bähnli. Immer wieder atemberaubend, wenn man am Abfahrtsstart der Herren vorbeifährt und feststellt, dass diese dort den berüchtigten "freien Fall" zu bewältigen haben. Von 0 auf 130 km/h in 7 Sekunden, auf Ski und dann in die Kurve. Spinner das. www.lupi.ch/schools/math/moritzwm.htm
Bergrestaurant Piz Nair (2877m) ist um 12.15 Uhr erreicht. Wir gönnen uns die erste Verpflegungspause bzw. wir würden gerne. Ein Schnauz gegenüber von mir findet es wahnsinnig amüsant was wir uns an diesem Tag antun. Er sitzt mit seiner Schrulle im Restaurant und schweigt vor sich her. Was ist besser? Trottel das.
Ach ja, bedient werden wir nicht also entscheiden wir uns für eine Pause weiter unten in Marguns. Doch davor findet noch das berühmte Rennen zu "Emek haBacha" statt.
Die Philosophin A.N. aus dem Jemen hat Ende der 90er Jahre dieses Tal aus verschiedenen Gründen so benannt.
Erstens kommt die Sonne dort nur gefühlte 2 Minuten pro Tag hin. Zweitens ist es dort im Schweinekalt und drittens kullern die Tränen nach der berüchtigten Schussfahrt nur so über die Wangen. Die Herausforderung ist es für ca. 1.5 Minuten die Schussfahrtposition einzunehmen, zwei heftige Kurven zu fahren und auch noch den anderen Skifahrern aus dem Weg zu gehen bzw. ohne Gefahr zu überholen. Die Beine brennen. Kugel Blitz fährt eine super Linie am linken Pistenrand und entscheidet dieses Duell souverän für sich. Für Grasl die erste Niederlage nach Jahren, Lino kann ein Lied davon singen.
Marguns erreicht und kurzes Innehalten. Ein Bier, ein Ice Tea, ein Mars. Das muss für die nächsten Kilometer wieder reichen. Es geht ins Tal, genauer nach Celerina. Um 13.45 Uhr stehen wir also wieder vor dem Hotel bzw. vor dem Auto. Das heisst für den Chauffeur Grasl: Skischuhe abziehen, Turnschuhe anziehen. Die wunderschöne Fahrt von Celerina via Berninapass auf die Lagalb dauert zwanzig Minuten. Atemberaubend schön präsentiert sich der Palügletscher. Der war übrigens auch schon grösser. Pro Jahr geht der Gletscher ca. 15 Meter (!) zurück. Klimaerwärmung ist mega krass, hä.
Zurück zum wesentlichen. Mit der Fahrt auf die Lagalb begeben wir uns in den Hochalpinen Teil der Safari. Sprich bereits die Talstation liegt auf 2100 Meter über Meer. Es heisst nun wieder Turnschuhe ab, Skischuhe an (mega mühsam). Die Bahn bringt uns auf 2839 Meter. Das spannende an dieser Bahnfahrt ist, dass man die ganze Piste besichtigen kann. Es ist steil, sehr steil. Oben gönnen wir uns ein Päuseli mit Bier und Schoggi. Die Aussicht sowohl in Richtung Pontresina als auch in Richtung Bergell ist prächtig. Wieder haben wir kein Glück mit der Bedienung. Grasl wird vor versammeltem Restaurant- Aulom angefahren, da zwischen Bestellung und Erhalt des Gerstensaftes der Platz gewechselt wurde. 30 Minuten später entschuldigt sich der Kellner für das Fehlverhalten und schon können wir uns ins Tal stürzen. Ein Wahnsinnshang, wenn auch dieser Hang mehr genossen werden könnte, wenn zuvor nicht bereits zwei Gipfel befahren wurden. Die Beine brennen inzwischen auch ohne Schussfahrt. Für Carving ist es zu steil, für Kurzschwingen zu anstrengend. Grasl muss diese Krise alleine bewältigen, kann doch Kugel Blitz zu diesem Zeitpunkt seine oft bewunderte Beinmuskulatur weiter ausreizen. Weiss auch nicht wie das gehen soll.
Unten angekommen, der aufmerksame Leser hat es erraten: Skischuhe aus, Turnschuhe an. Das Auto muss lediglich 500 Meter bis zur Talstation Diavolezza verschoben werden. Doch selbst für diese kurze Strecke würde eine Autofahrt mit Skischuhen nicht wirklich funktionieren, ausser man heisst Daniel Stucki (FCZ). Der muss sein ganzes Leben mit Skischuhen bewältigen.
Es ist 15.30 Uhr, wir stehen vor dem letzten Berg. Die Sonne neigt sich bereits hinter den Gipfel. Im Wissen, dass dort oben die Sonne noch sehr lange scheint, geht's in die Gondel. Auf 3009 Metern entdecken wir das Paradies. Sonne, Liegestühle, beste Sicht auf die Bergketten und auf den Beginn der Gletscherabfahrt nach Morteratsch. Um die Mizwe der Skisafari Mehadrin min haMehadrin ausgeführt zu haben, müsste eigentlich diese Abfahrt bewältigt werden. Da aber die beiden Protagonisten diese Abfahrt noch nie gefahren sind und die Stunde bereits fortgeschritten ist, wird die herkömmliche Talabfahrt absolviert. Davor findet aber noch ein gepflegtes Kampchillen in der Sonne statt. Den Tag lassen wir Revue passieren. Fast vergessen haben wir, dass der Tag 6 Stunden zuvor auf der Furtschellas begonnen hat. Der Piz Corvatsch und der Piz Nair sind nur noch Randnotizen. Das Skifahrerische Highlight war die Hahnenseeabfahrt.
Es macht den Eindruck, die Sonne gehe auf der Diavolezza nie unter. Wir sitzen bis kurz vor 17 Uhr in der Beiz und geniessen. Müdigkeit und Befriedigung über das Geleistete machen sich breit.


Es geht nun also wieder Talwärts, mehrheitlich im Schatten. Die Piste eignet sich ideal für ein lockeres Auslaufen eines anstrengenden Skitages. Flache, breite Pisten ohne grossen Verkehr.
Geschafft, nach dem berüchtigten Zielschuss werden die Ski bis fast vor das Auto gesteuert. Ab ins Auto und zurück in die gute Stube.
Fazit: Für Erholungsskifahrer ist dieser Ausflug das falsche Programm. Zu oft müssen Ski ausgezogen und ein Bähnli in Anspruch genommen werden. Ein Ausflug der für angefressen Skifahrer absolut empfehlenswert ist. Abwechslungsreiches Skifahren, beste Pistenverhältnisse und eine Bergwelt die über die vielen grauen, nebligen Tage in Zürich hinwegtröstet.
Man dankt an dieser Stelle dem Motivator aus Pfefferkorn, Her Majesty, der uns im Laufe des Tages jeweils mit guten Ratschlägen via Email und SMS zur Seite gestanden hat.

Dienstag, 22. März 2011

Purim - embedded season's greetings



Und noch was völlig aus dem Zusammenhang Gegriffenes, aber nicht minder Unterhaltsames:

Jewbox.it


Frisch aus den Windeln steht seit knapp drei Wochen in Mailand eine kleine Kiste. Eine kleine, quadratische Wunderkiste, die andauernd plappert und soundet, übertragen gesprochen natürlich. Tatsächlich handelt es sich um das erste italienisch-jüdische Online Radio-Projekt, welches 24 Stunden am Tag sendet. Gekocht wurde das Projekt vom Eigentümer von Radio 105 Italien, welcher mit Knowhow und Technik dem Projekt beiseite stand, sowie von einer Fünfzigschar engagierter und interessierter Projektmitarbeiter, welche diese kreative und bereichernde Innovation im europäisch-jüdischen Kulturleben mittragen.
Gesprochen wird das Radio natürlich auf Italienisch. Da eigentlich alle Moderatoren und Redakteure nebenbei einem Beruf nachgehen, besteht das Tagesprogramm aus Playlists sowie Nachrichten aus den verschiedenen Redaktionen (Information, Kultur, Gemeindeleben, Judentum, Jugend). Das Musikangebot besteht aus einem Gemisch zwischen jüdischen Interpreten, italienischem Pop und Folk sowie sehr breit gestreuten internationalen alternativen Musikern. Noch steht das Projekt in den Kinderschuhen, und es sind erst einige Pilotsendungen auf dem Kanal hochgeladen worden. So berichtet beispielsweise Mirjam Camerini in Jewleschine (abgewandelt von Moleskine) über Reisen in die entferntesten Ecken der Welt und führt den Hörenden in ihrem ersten Beitrag gleich in die "Pardes"-Metapher aus der Gemara in Chagiga. Andere Sendungen heissen Prozadik, Armaghetton, Labna oder Zooish.
Mittelfristig will das Jewbox-Team auch Podcasts für unterwegs anbieten, welche von der Website herunterzuladen sein werden.
Wer also zur Abwechslung Lust hat auf italienischen, jüdischen Sound und interessante kulturelle Beiträge, soll mal reinhören: www.jewbox.it
Zwei Daumen hoch und grossen Respekt für das persönliche Engagement für dieses Projekt. Andernorts träumt man von solcher Initiativität, Pioniergeist und Einsatz. Andernorts können konsumistisch ausgestaltete Anlässe wie Parties organisiert werden und man genehmt sich selbst, aus Trägheit, Ausredefreudigkeit und anderen "ein Jude-zwei Synagogen"-Motivationen, zuhause zu bleiben. Schade.

Freitag, 18. März 2011

Der erste israelische Single Malt ward erfunden

Zugegeben. Erstens trinkt nicht jeder gerne Whisky. Zweitens nicht gerne in gesunden Mengen. Und wenn jemand sich dann dazu bekennt, dann gibt es mannigfaltig Restriktionen bezüglich Vorlieben und Qualitätsbeschränkungen. Sogar unter den Single Malts sind lange nicht alle geniessbar. Vor allem diejenigen, welche ausserhalb Schottlands abgefüllt bzw. fabriziert werden, stossen oftmals auf rümpfende Nasen. Nicht jeder trinkt Yamakazi, ich persönlich finde den Säntis oder den Swissky sehr selten und erst geniessbar, wenn es auf den Geschmack nicht mehr gross ankommt. Das Post-Octomore-Syndrom halt...

Nun aber bzw. seit einigen Monaten dringt jedoch ein völlig neues Produkt auf den Markt, welches unser aller israelischer Fine Food-Geniesser Herzen höher schlagen lässt: Die Israeli Whisky Society hat Arran-Fässer importiert und an verschiedenen Orten Israels lagern lassen. Die ersten zwei bis drei Abfüllungen sind bereits ausverkauft und schon werden erste Notfallrationierungen auf dem Schwarzmarkt versteigert. Neben dem kulinarischen Wert kommt natürlich auch ein emotionaler hinzu. Wer möchte denn nicht an seinem Whisky- / Kiddushclub eine Flasche israelischen Single Malt präsentieren? Für alles weitere verweisen wir auf den offiziellen Text. Sedö lüeg:
At the end of 2008 the Israeli Whisky Society (IWS) bottled the first ever whisky cask to land in Israel. This is part of a unique and complex project pursued by IWS for a long time.
The aim of this project is to age quality whisky in Israel. To this end, we initially dispatched a few casks of young malt whisky to Israel. We then placed them in a number of prime sites to enable the whisky to breathe the holy air in various places in the country. All sites were hand picked, and all provide the whisky
suitable climatic conditions and local charm.
On December 22, 2008, IWS bottled 236 bottles that were filled from the first cask that landed in Israel. This cask was placed between the cool stone walls of the Scots hotel wine cellar in Tiberias, on the Sea of Galilee. This is a malt that was distilled in the Arran Distillery on the Isle of Arran in western Scotland and matured here in the Holy Land. This unique malt was bottled directly from the cask and was not diluted, coloured nor chill filtered. The product proves that the air and environment of the Holy Land gives the whisky a character and uniqueness that cannot be found anywhere else in the world.
The next cask that is scheduled for bottling is located in the wine cellar of the American Colony Hotel in Jerusalem. This is an exceptional site, which according to initial samples taken from the cask, grants the whisky a unique character.
Natürlich konnte ein solches Produkt nicht auf den Markt kommen, ohne bereits erste Chumres auf den Plan zu rufen. Deshalb sei auf eine Chametz-Besitzeswarnung des "Jerusalem Kosher News"-Blogs hingewiesen, welche letztes Jahr bereits erlassen wurde. Wohlbemerkt, es geht darum, dass es um Chametz geht, welcher im eigenen Eigentum bleibt und deshalb für den Genuss während des ganzen Jahres verboten bleibt:
Jerusalem Kosher News has learned that the “The Israeli Whiskey Society” single cask whiskey that is about to go on sale (“Jerusalem Cask”) or is already on sale (“Scots Hotel” Single Cask) is most probably chametz that remained in the possession of a Jew over Passover and therefore, may be forbidden forever.

There are those seeking to assist the local whiskey aficionado in clarifying this matter after learning that it remained in the possession of its Jewish owners over the holiday this past Pesach, as well as previous ones while it was aging. But, the JKN has learned that they have been unsuccessful, thus far, in their efforts to determine if there is a way to have the whiskey permitted b’dieved (post-facto). It should be noted that the chairman of the Israeli Whiskey Society has been honest, forthright, and fully cooperative in these efforts.

(...) To the best of my knowledge, all the locally-aged whiskey currently being bottled and sold by the IWS in Israel most probably falls under the category of chametz that remained in the possession of Jews on Passover and therefore it remains prohibited forever.

No further comment, Your Honor.

Donnerstag, 17. März 2011

Die Selecao auf dem Vormarsch

Wie mir berichtet wurde, findet die Selecao wieder zu alter Grösse und Stärke zurück. Gestern konnten in einem zähen und umkämpften Spiel die Haschochtim geschlagen werden, wobei zu bemerken ist das es nach dem Spiel noch zu dein einen oder anderen Mätzchen zwischen Fans und Spielern gekommen ist. Die JLeague Foundation für Recht und Verfassung, die Religionswächter des Hallenfussballs, haben sich der Sache schon angenommen.
Nach dem Spiel hat sich Schnuffel G., verdienter Spieler der Selecao und erklärter Hüter der Sprache, zu einem Interview bereit erklärt.

Ein grossartiger Sieg gegen einen der Aufsteiger dieser Saison, trotz oder wegen dem neuen Torhüter?

Der Sieg geht absolut in Ordnung. Der neue und alte Torhüter ist mit der neuen Situation und dem Erwartungshaltung der zahlreichen gegnerischen (Onkel-)Fans gut zurecht gekommen. Zwei, drei Unsicherheiten auf Weitschüsse aufgrund deiner weitaus nicht erholten Schulterluxation, grundsätzlich weiter rechts auf der Torlinie postiert, um Hechteinlagen auf die rekonvaleszente Schulter zu vermeiden. Zwei gute Reflexe auf weitwinklige Flachschüsse. Ein Ei muss er aber auf sich nehmen, wenn auch drei erhalten Tore gegen einen nominell starken Gegner eigentlich ein gutes Zeugnis ausstellen.

Was hat der Gegner falsch gemacht? Was ihr richtig?
Wir waren vor allem am Anfang und kurz nach der Pause aufgrund von wichtigen Mannschaftsumstellungen und der Rückkehr des Shiris etwas undisponiert. Was wir im Gegensatz zu letzten Auftritten gut gemacht haben, war, nach erlangter Führung den Ball zu zirkulieren, den Gegner zur Initiative zu zwingen. Dies ist sehr gut gelungen. Dem Gegner fehlten insbesondere die Einfälle und er war sehr stark auf zwei Einzelakteure angewiesen, von welchen sich einer kurz nach Beginn auch noch an der Schulter verletzte (das Spiel nach kurzem Unterbruch aber wieder aufnehmen konnte)

Die Selecao scheint sich nach der letzten "Seuchensaison" wieder gefangen zu haben, was wurde geändert?

Schwierig zu sagen. Vielfach fehlte uns in der letzten Saison das Wettkampfglück, der Torhüter verbreitete auch oft eine Ranzige Socken-Stimmung, was unsere Kreativität eindeutig hemmte. Zusätzlich hilft uns wohl auch, dass wir alle wieder einmal ein Jahr jünger geworden sind und uns auf unsere immensen technischen Fähigkeiten verlassen können.

Konnten die internen Probleme gelöst werden? Gerüchteweise soll einer der Verletzten eine Intrige gegen den Stammtorhüter gestartet haben?

Keine Ahnung, wovon Du sprichst. Der Exilant hat eh nichts mehr zu melden. Wir wollten ja alle nicht, dass er nur wegen uns ins Ausland fährt, wir nehmen das Resultat aber so, wie's das Schicksal uns beschieden hat. Er hat es ja provoziert. Ein Teil der Mannschaft wollte seinem Jersey in der Kabine nach dem Spiel noch einen gespritzten Weissen köpfen, wir fanden das dann aber doch zu viel des Guten.

Hat die Schulter noch Probleme bereitet?

Die Explosivität bei Reaktionen leidet noch und einige Bewegungen waren nicht natürlich. Ob ich in den kommenden Wochen auch ins Tor stehen werde, bleibt abzuwarten. Sicher ist, dass dieser Schritt deutlich einfacher ist, als sich als Feldspieler wieder aufs Feld zu wagen. Die Unfallgefahr ist auf harter Unterlage beträchtlich.

Du wurdest ja nach mässigen Leistungen zum Ersatz des Ersatztorhüters degradiert, wie gehst du mit dieser Situation um?

Das ist eine sehr subjektive Darlegung der Historie. Prinzipiell habe ich selbst den Antrag gestellt, dass wir auf den Spielermarkt zurückkehren und einen neuen Stammtorhüter verpflichten. Weil es mich oft zu stark reizt, aufs Spielfeld zurückzukehren. Je nach Spielweise ist es auch in der Halle trotz verkürzter Distanzen für den Torhüter schwierig, beim Spielaufbau kreativ mitzuwirken, was vielfach zu schweren Depressionen, Einsamkeit, Cholera und Magenverstimmungen führt. Ich habe auch die Verhandlungsgespräche geführt, wie damals auch schon, als wir den Interviewenden verpflichtet hatten. Von Degradierung kann keine Rede sein.

Hast du wieder den Ansporn die Nummer 1 zu werden?

Nr. 1 zu sein, ist ein Anspruch, den jeder Spitzenathlet an sich stellt. Auf dem Spielfeld, im Tor, zuhause, im Büro, überall. Um auf Deine provokative und spezifische Frage bezüglich Torhüterambitionen zurückzukommen: Eindeutig nein. Vielleicht mit fortschreitendem Alter und mangelnder Fitness mittelfristig schon. Und dazwischen immer gerne, wenn ich wieder mal von der Mittellinie eine ins Kreuz semmeln darf.

Wo sind Pluz und Churban Brünzel?

Pluz sitzt am Flughafen, weil er sich schon auf uns freut. Churban Brünzel wurde zum 18-jährigen Verschwinden von Bruno Manser wieder mal zu einer Inspektion im Untergehölz von Sumatra geschickt. Erste Rückmeldungen enthielten Spuren von Röstistücken in gefundener Fäkanik von als Schauspielern getarnten Panthern. Es sieht also nicht gut aus. Aber wir geben nicht auf. Geplant ist sodann auf dem Rückweg in die traute Heimat ein Zwischenstopp auf dem asiatischen Festland zur Feststellung der Befindlichkeit der dritten Person bzw. gespaltenen Identität.

Man bedankt sich für das äusserst freundliche Gespräch.

Sonntag, 13. März 2011

Samstagabends in Lüttich

Und dann soll mir noch einer sagen das Pyro kein Verbrechen und die Selbstbestimmung der Kurve über alles geht, wenn man sich das folgende Video vom Spiel Lüttich-Charleroi ansieht.

Der Goalie wurde verletzt, das Spiel abgebrochen und Lüttich hat drei wichtige Punkte im Kampf um einen Europapokalplatz verloren.
Bravo!

Groningen, Jahr 1, Woche 1

Liebe Leser,


Die einen werden es ja doch schon mitbekommen haben, die Gerüchte stimmen, ich habe nach langen und zähen Verhandlungen am Ende einem Transfer nach Groningen in Holland zugestimmt, die Selecao Simchesnaches und die JLeague Foundation für Recht und Verfassung dürfen sich über einen bäumigen Transferbatzen ausbezahlt in Naturalien freuen.


Holland? Was will man da? Schafe zählen? Das auch, und falls Herr Bloch-Erlanger mitliest, keine Angst, ich plane nicht ihr Käseimperium mit billigem Käse aus Holland zu torpedieren, auch wenn das eigentlich gar keine so dumme Idee wäre...
Nein, ich habe meine Seele sozusagen dem Teufel persönlich verkauft, mein Arbeitgeber plant nämlich in den nächsten knapp 3 Jahren ein neues Kohlekraftwerk in Holland. Greenpeace war übrigens letztes Jahr schon hier und hat mal die Baustelle besetzt. Weil, nicht nur ist ein Kohlekraftwerk ein CO2 Produzent 1. Klasse, nein, das Kraftwerk steht auch gleich neben einer Naturschutzzone, dem Wattenmeer. Wie ihr seht, mein Weg ins Gehenom ist schon vorgezeichnet.
Groningen ist nicht wirklich "the place to be", aber was ich bis jetzt gesehen habe stimmt mich doch positiv. Die Stadt wird durch ihre grosse Universität bestimmt, die RUG mit knapp 26500 Studenten. Das heisst, es hat viele Bars, günstiges Essen, viele junge Leute und ein nicht unwesentliches Nachtleben, eigentlich erstaunlich (danke Heinz G.) für eine Stadt von der Grösse Winterthurs. Und Fahrräder, viele Fahrräder, unglaublich, jeder hier fährt Fahrrad. Eine jüdische Gemeinde hat es auch, alle 2 Wochen findet ein Minjan statt, diese Woche habe ich es gleich mal verpasst.



Synagoge

Sonst kann ich leider noch nicht viel über das Leben hier erzählen, im Moment kämpfe ich darum eine Wohnung zu finden, wobei ich voraussichtlich am Montag/Dienstag endlich den Mietvertrag unterzeichnen werde. Dann habe ich auch endlich Internetz, TeVau und Telifon, wie ein grosser.
Die Stadt hat eine Altstadt die durch zwei grosse Plätze dominiert wird, den Vismarkt und den Grote Markt, zwischen den beiden Plätzen befinden sich die meisten Läden und Boutiquen.



Vismarkt



(Und wem es aufgefallen ist, ich habe ein neue Kamera mit Panoramafunktion!)
Wer sich an den Film "Bienvenue chez les ch'tis" erinnert, die Hauptperson des Film ist im Nebenamt Glöckner. Nun, so einen haben sie hier auch, auf dem Grote Markt steht die Martinikerk, wo gestern um 11:00 ein Einstündiges Glockenkonzert die Massen begeisterte. Wer also bei der Muezzindebatte ein Ja in die Urne legte, dem sei gesagt, das Gebimmel hier stellt jeden Muezzin in den Senkel.


Martinikerk

Auf der Baustelle passiert im Moment noch nicht viel, am Montag sollte es eigentlich offiziell losgehen. Das Kraftwerk besteht im wesentlichen aus einer 110m hohen Brennkammer, in der Kohle verbrennt und Wasser zu Dampf erhitzt wird, welcher eine Turbine antreibt die wiederum Strom produziert.

Und genau die 110m sind ein Problem, da ihr euch vorstellen könnt das man da Kräne braucht die Bauteile auf diese Höhe heben können. Da die Baustelle am Meer ist hat es Wind, richtig viel Wind, letzte Woche hatten wir an 3 Tagen mehr als Windstärke 5, was bedeutet das an 3 von 5 möglichen Tagen nicht gearbeitet werden durfte. Könnte also noch einen Moment dauern bis es hier so richtig vorwärts geht.


Das wars fürs erste, es verabschiedet sich





Baumeister Lino


Samstag, 12. März 2011

Immer weiter, immer weiter!

Freitag, 11. März 2011

Musser 2.1

Und die Tschuuwe folgt sogleich:

Donnerstag, 10. März 2011

Musser 2.0

Wir leben in einer schweren Zeit wo links auch mal rechts ist und Pessach eigentlich Purim ist; wo koscher auch mal nicht so koscher ist und eigentlich gar nichts mehr ist, wie es sein sollte.
In dieser schweren Stunde kommt eine unbekannte Frau auf Youtube daher und rückt mit einer Geschichte alles wieder ins Lot.
(Meine Lieblingszitate: "They had a drink. I think it was called "dackere" or something. Anyway, it had a little bronfen inside... I couldn't have bronfen... for whatever reason... you know... I can't talk about it..." sowie "Miami is a very nice continent" und natürlich "Mamesch a Picknick")

Mittwoch, 9. März 2011

Jew York, zweiter Akt

Also, man meldet sich wieder, etwas verschlafen dafür, dass man in der Stadt weilt, welche nie schläft. Zumindest der Legende nach. Praktisch ist es aber eher so, dass die Wohnungen hoffnungslos überhitzt sind (offenbar hat man hier im Gegensatz zu Spanien noch eine alternative Ölquelle zu Qkattapffi) und es deshalb gereicht, auf Broadway Avenue mit offenen Fenstern zu schlafen, ohne dass man chronisches Surren in den Gehörgängen erleidet.
Wo waren wir? Ah, das Programm. Gestern hatte sich das Gemahlentum vorgenommen, ein spontanes Programm durchzuführen. Dieses führte ins Financial District, dann ans Memorial Museum zu 9/11, weil ich gerne das Projekt der beiden Pools und der neuen Türme sehen wollte. Anschliessend wollte man noch das physische Ground Zero begutachten. Leider stand uns hierbei sehr ungünstig ein Discountshop im Weg, der Century 21. Verrückte Auswahl, verrückte Amis und Touristen. Da packt man sich ein Trolley, schlendert zwischen Myriaden von Hemden, Krawatten, Socken und Pijama-Hosen und packt einfach mal nach Gutdünken ein. Nach gefühlten 613 Jahren hat man also wieder mal tüchtig zugepackt. Zu Unrecht, wie manch ein Modekritiker hinter vorgehaltener Hand aber schon gemunkelt hat. Und um alle Alternativgeister zu beruhigen: Nein, ich bin nicht auf den Trick mit den Elchshirts reingefallen.
Für viel mehr ausser Shopping, einem soliden Hamburger am Abend im Cafe Clasico und einem lokalen, erwarteterweise etwas fadem Weizenbier in einer Bar um die Ecke hat es nicht gereicht. Auch gut.
Dafür hat man sich nach einem Spaziergang durch den Central Park (alternativ, wie wir sind, haben wir natürlich die Anweisung, nur im Gegenuhrzeigersinn um den See zu gehen, nicht befolgt) und einem zweifachen vermeintlichen Rencontre mit Denzel Washington (es war zweimal derselbe Typ, das zweite Mal war er's aber noch weniger als das erste Mal) heute das Salomon Guggenheim-Museum gegeben. Nachdem man sich erst kürzlich den eher mediokren Film "The International" gegeben hatte, der unter anderem auch eine der entscheidenden Schiessereien in diesem Museum beinhaltete (leider sah man davon heute keine Spuren mehr), wollte man sich verständlicherweise auch des kulturellen Brotes dieser Stätte erlaben. Es war ziemlich eindrücklich. Vor allem die unteren "Stöcke" sind sehr interessant, gegen oben wird das Gemüt etwas müder, die Videoinstallationen eher unverständlich und die Gemälde insgesamt deutlich düsterer. Dafür ist die Kandinsky-Sammlung sehr bereichernd. Und erwachsen.
Später strollte man wieder durch die 5th Avenue und runzelte die Stirn über eine Vielzahl von masslos überbewerteten Läden. So beispielsweise der Niketown. Der Laden ist immens gross, hat aber in der Mitte ein riesiges Loch, dessen Wert nicht verstanden werden kann. Die Auswahl an Schuhen, also eigentlich das Stammprodukt der Marke, ist bedenklich klein. Flache Sneakers sind ohnehin anscheinend ein Produkt, das im März in dieser Stadt nicht zu finden ist. Es ist ein bisschen wie mit den (ebenfalls überbewerteten) SUV's, einfach an den Füssen. Der New Yorkeur bevorzugt das tragen von überdimensionierten Fusseinfassungen, am besten dicke Basketballschuhe in Leder und langweiligen Farben und weit über die Knöchel gehend. Na ja, nicht mein Ding.
Gegessen hat man dann in einem Deli, dessen Name aus Selbstschutzgründen (if I tell you, I'll have to kill you) nicht weitergegeben wird. Es war jedenfalls so ein Lokal, das aussah, wie das Honeybunny-Bistro in Pulpfiction, aber einfach in ein tunnelartigen langgezogenen Schlauch gelegt. Seltsame Beschreibung, war aber auch ein seltsames Lokal. Für ein Triple Deli, also ein Sandwich mit drei Scheiben scheusslichem, dünnem Brot und einer lächerlich grossen Anzahl Scheiben von Corned Beef und Salami zahlte man US$ 21.-, also der Preis, welcher andernorts für ein solides Steak bezahlt wird. Womit man wiederum beim überraschenden und generischen Summa Summarum-Fazit angelangt ist, dass Deli-Sandwiches masslos überbewertet sind.
Dafür sahen wir dann ein ziemlich gelungenes Musical, nämlich Memphis, der Gewinner der TONY-Awards 2010, ein Stück über die Anfänge des Rock'n'Roll. Sehr unterhaltsam, kurzweilig und wohl auch unterbewertet. So, das wär's. Man gratuliert aus der Ferne Barcelona und dem ukrainischen Konglomeratsfussball und allen ehrlichen Häuten dieses Planeten (inklusive dem Exilanten).

Montag, 7. März 2011

FCB-FCZ: Ein Trauerspiel in gelb

Die Leistungen des gestrigen Spiels können wir gerne als durchschnittlich bis leicht ungenügend verbuchen. Wenn auch viel zu viele Fehlpässe geschlagen wurden und viel zu viele Chancen nicht genutzt wurden (beides auf beiden Seiten). Zürich war einmal mehr zu blöd und Basel clever genug.

Doch was in Sachen gelbe Karten lief, war vor allem auf basler Seite sehr bedenklich:

  • Cabral sieht eine eher unnötige gelbe Karte und fehlt im nächsten Spiel
    (bei einer Karte für ein Foul aber noch akzeptabel)
  • Frei hingegen sieht seine Karte - die ebenfalls eine Sperre nach sich zieht - weil er sein Trikot beim Torjubel auszieht! Das darf ihm nicht passieren.
  • Ebenso Costanzo, der gelb sieht, weil er mit dem Ball in der Hand den Strafraum verlässt.
    (Und nicht wie in den Medien stand wegen Zeitspiels. Denn sonst hätte es keinen Freistoss für Zürich gegeben).
    Eine solche Karte ist inakzeptabel. Auch er ist im nächsten Spiel gesperrt.
  • Weiter geht's mit Shaqiri, der gelb sieht für eine Schwalbe an der Mittellinie. Geht auch nicht. Immerhin ist er nicht gesperrt.
  • Schlimmer ist eigentlich nur Streller. Nachdem er beim ersten mal Ballwegschlagen nach einem Offside-Pfiff noch davon kommt, macht er genau den selben Blödsinn nochmals und sieht dann doch noch gelb. (Dass es 2x kein Offside war, tut nichts zur Sache). Gesperrt ist er aber auch nicht.

Ob die unnötigen gelben Karten, welche zu einer Sperre führten, etwas damit zu tun haben, dass das nächste Spiel ein vergelichbar einfaches ist (Bellinzona), werden wir wohl nie erfahren. Aber im Laufe einer so langen Meisterschaft sind 4 komplett unnötige gelbe Karten in einem Spiel definitiv zu viel.

Der Nabel der Welt ist garstig

Also, die tripolitanisch-atlantische (das Gebirge, nicht der Ozean)-Koalition ist angekommen. Nach einem gemütlichen Sonntag Morgen im Flugzeug, abwesendem Unterhaltungsprogramm und zwei geschlagenen Stunden in der Schlange vor den Immigrationsbehörden (mir kam ein Gnadengesuch in den Sinn für all die Geschäftsleute, welche sich diese Beine-in-den-Bauch-Steh-Prozedur in einer regelmässigen Abfolge eingestehen müssen) trat man endlich an die Luft der Ostküste Amerikas. Entgegen hauchte einem sozusagen der Odem von Shmaje Kolumbus und seiner Kreuzfahrtgesellschaft, die Sagen von James Fenimore Cooper und schliesslich ganz einfach der Kennedy-Flughafen von Jew York. Kurzum wurde ein Shuttle erfunden, der uns ins meschigge herrliche Manhattan gebracht hat. Es war sehr schön. Und im vollen Ernst fand man sich inmitten einer Welle gelber Taxis, eindrücklich eintönigem Vorstadttum und dem immer näher kommenden Wald von Wolkenkratzern der New Yorker "Innenstadt". Und langsam setzte der Regen ein...
Ankommen, Koffer in die Ecke werfen, weg mit Schal und Handschuhen. Denn es ist vieles, nur nicht kalt. Vor allem regnet es in solchen Strömen und Bindfäden, dass man das Gefühl hat, es tut hier sonst auch nicht anders (O-Ton der Gastgeber: In knapp sechs Monaten hat es etwa gefühlte 5 Tage geregnet, Bou?). Auf den Strassen könnten sich Goldfische pudelwohl fühlen (masslos untertrieben).
Ja, und was macht man mit einem angefangenen Nachmittag, wenn es wegen der imminenten Terrorgefahr so lange geht, bis man ins Land darf, es immer noch Kübel giesst und die Museen bald schliessen? Richtig. Man löst sich ein Wochenabo in der Metro und geht shoppen. Zum Beispiel in einen Showroom von Samsung. Alles hochmodern und hellblau leuchtend, alles in Touchscreen (sogar ein 120cm-TV, soll mir noch einer erklären, warum ich darauf Angry Birds spielen muss) und nicht alles sehr nachvollziehbar. Dann gibt's einen Ausflug in eine Buchhandlung mit Examinierung von Tschulent-Topf-Rezepten und jüdischem Kochkitsch, das erste Root Beer seit 1999 und die ersten Grundsatz-Debatten, wo das Gemüt denn das abendliche Mahl einnehmen will. Bald schon bricht eine erste Kompromissrunde aus, an deren Ende die weissen Punkte gewonnen haben: Estihanna, der etwas andere Asiate. Da bringt Dir ein untersetzter Südamerikaner mit schmieriger Frisur ein Asahi-Bier und prostet Dir ein freundlich gesinntes "Lechayim" zu. Jew York halt. Gereicht hat es dann zu asiatischen Ravioli zur Vorspeise, deren Name existiert, hier aber irrelevant ist. Und zur Hauptspeise ist man schon ein erstes Mal kulinarisch durch die Decke gestossen: Ein Medium Rare Tenderloin-Steak an asiatischem Gemüsebett und Teriyaki-Sauce. Ich bin fast aufgestanden und habe Smires gesungen (Jom Se Mechubad).
Auf dem Heimweg schwimmt er (3. Person: hamewin jawin) dann wieder in die Metrostation und steigt auf die nächste Bahn nach Hause. Steigt sodann aus, schaut hoch und da tritt einem der klassischste ca 50-jährige Rastafari mit Marge Simpson-Frisur entgegen - und aus den Hosen hängenden Zizzit. Wie gesagt: Jew York halt.

PS. Danke dem FCZ für unsere Leidensgeschichte. Und für die höchst unglückliche Abfolge von Hassli-Transfer und Verletzung von 2 Stürmern innert kürzester Zeit (wer konnte das schon ahnen). Die Niederlage gegen Basel ist demgegenüber völlig egal und vor allem unglücklicherweise verständlich.
Danke an das SF für die Online-Beiträge der Axpo Gurkenliga. Da trifft also Lustrinelli fast gegen Gritti, nachdem die Einführung noch Bedenik so schön eingestreichelt hat. Aha.

Samstag, 5. März 2011

Und was würdest du tun?

Geschätzte Leserschaft, nach Wochen des Zauderns und Zögerns, nach Monaten der Ungewissheit und schlaflosen Nächten ist es endlich soweit. Rechtzeitig zu Rosch Chodesch Adar II ist sie hier, in unendlicher Fragwürdigkeit und bereit, unser aller Leben zu verändern.


DIE ERSTE PESSACH CHUMRE!!!!

Die erste Pessach Chumre wurde mir gestern Abend aus dem Mullahzentrum mitgeteilt. Haltet euch fest, nach langer Absenz feiert die gefürchtete Chametz Tinte ein Comeback. Ihr erinnert euch, gemeint ist der Aufdruck des Legedatums auf den Eiern, von der benützten Tinte wird behauptet das sie Chametz sei (Gerüchten zufolge seien Hunde gerade zu Süchtig nach dieser Tinte...). Um dieses "Problem" zu lösen gibt es nun spezielle Töpfe zu kaufen, damit man die Eier kochen kann. Ähm, ja, klar?

Es verbietet sich jeder Kommentar und die Obermullahs und Muftis weisen daraufhin das eine Nichtbeachtung dieser Vorschrift die sofortige Verbannung ins Gehenom zur Folge hat.

Einen koscheren Pessach!

Freitag, 4. März 2011

Webinar Chassidus Chübelsack - Hering 1.0

Nach den atemberaubenden Tschulent-Weisheiten wollen wir hier eine weitere Spezialität aus dem Hause 825 unter die Lupe nehmen. Von den einen geliebt von den anderen gefürchtet. Keine Köstlichkeit weiss die Geister derart zu scheiden. Der Hering!

Ohne Zweifel steht fest, welche unendlichen Möglichkeiten diese kulinarische Feinheit mit sich bringt. Als frisches Filet im Brötchen ist der Hering ebenso beliebt wie eingelegt als Kiddisch-Veredler. Wer sich an die Herausforderung Hering wagt, kann bestätigen, dass das Bronfen danach einiges besser schmeckt.

Ausserdem versteckt sich eine gesundheitliche Superkraft in diesem unscheinbaren Happen. Als Katerfrühstück ist und bleibt der Hering unangefochten die klare Nummer 1.

Doch genug der Lobeshymnen. Kommen wir zum Rezept. Von den angesprochen vielen Varianten wollen wir die heimischte begutachten; der eingelegte Hering.

Zutaten:
  • 200ml Wasser
  • 100ml Essig (nicht Balsamico)
  • 2 EL Zucker

  • 6 frische Hering-Filets (am besten ungesalzen)
  • 1 mittelgrosse Zwiebel
  • 1 mittelgrosse rote Zwiebel
  • 2 TL schwarze Pfefferkörner
  • 4-5 Lorbeerblätter

Zubereitung:

Wasser, Essig und Zucker vermischen und in einem Topf zum kochen bringen. Marinade vom Feuer nehmen sobald sie kocht und ganz auskühlen lassen.

(Bei gesalzenem Hering muss dieser vor dem nächsten Schritt 1h lang in klates Wasser gelegt werden, um überschüssiges Salz wieder zu entziehen. Wasser optimalerweise 3-4 mal wechseln.)

Hering in ca. 2cm dicke streifen quer schneiden (Haut dran lassen!). Zwiebeln in lange, dünne Streifen schneiden. Lorbeerblätter halbieren.

Hering, Zwiebelstreifen, Pfefferkörner (ganz) und Stücke der Lorbeerblätter schichteweise in ein Einmachgals legen (Plastik eher ungeeignet). Glas mit der gekühlten Marinade auffüllen bis alles mit Flüssigkeit bedeckt ist.

2-3 Tage im Kühlschrank stehen lassen und alles ist bereit für einen kulinarischen Höhenflug.

Serviervorschlag:

Auf einem flachen Teller Heringstücke, Zwiebelstreifen und Pfefferkörner verteilen und mit wenig Marinade übergiessen. Zahnstocher in die Fischstücke stecken.

Ich wünsche en Guete und gut Simches