Sonntag, 15. März 2009

Liebesgrüsse aus Moskau, Teil 2

Tajre Chassidim,

Lange ist es bereits her, wo sich der „Mojsdojs Viennensis“ das letzte Mal gemeldet hat. Ich bitte euch um mechile! Ich hoffe schwer, dass ich somit nicht mehr in denselben Topf wie unser argentinischer Starreporter geworfen werde.

Es ist mir jedoch auch ein grosses Anliegen, allen Chübelsäcke (lokaler Luuschen: Abfall-Saggerls) für die teils hervorragenden Posts der letzten Wochen bedanken. Besonders erwähnen will ich dabei Tripogonzens Update über die Restaurant-Landschaft am Mittelmeer. Gejubelt habe ich v.a. bei seinem klaren Statement zur Burgers-Bar als einzig wahres Hamburger-Erlebnis. Es gibt immer wieder Versuche anderer CC-Freunde, Anbieter wie Burger Ranch oder Burger King auf das oberste Podesttreppchen hieven zu wollen. Pöse pöse!

Wahrlich habe ich vieles zu berichten. Erstaunliches, wie auch trauriges. Sehr gerne würde ich dieses Mal meine Kommentare mit einigen Fotos unterlegen.


Ejso hi derech nechona….?

Diese Frage stellen nicht nur unsere Weisen sondern auch ich mir, wenn ich in der Stadt einmal mehr umherirre. Warum? Es mag sich efscher tume bereits rumgesprchochen haben, dass die hiesigen Raumplaner seinerzeit ganze Arbeit geleistet haben, als es darum ging, den Strassen passende Namen zu geben. Was sich jene überlegt haben, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Eine besondere Vorliebe für einen Kontinent dieser Welt, ist ihnen wohl nicht ganz abzusprechen. Ganz abgesehen davon, wurde bei der Namensverteilung auch an unseren lybischen Freund gedacht. En digge jascher kauach!









Strassenschilder, kännsch…?

Eine andere Vorliebe dieser Stadt besteht ganz klar darin, besonders komplizierte oder einfach lustige Schilder aufzustellen.

Wahrscheinlich eines der letzten Dinger die ich hier mal lernen werde, ist wohl wo man parken (= parkieren) darf und wo nicht. Tönt luschtig, gäll? Demjenigen der sich soeben lustig macht über mich, wird das Schmunzeln gleich vergehen, wenn er sich unten reinzieht, wie es auf der Strassenseite gerne mal aussehen kann. Vorschläge, Tips und andere gute Ideen, ob man sein Auto jetzt und vor allem wann hier jetzt abstellen darf, können gerne an mich geschickt werden.

Eines meiner jedoch absoluten Favorites betrifft jedoch Vierbeiner, die nebich mal ihren Rejssi schütteln müssen. Ganz ganz grosses Kino! Gerne würde ich den Bürgermeister (nein nein, nicht der von damals….) mal fragen: „meinsch das eigentlich im ärnscht…?“








Kulinarisches

Am Plejzel an der Sihl hat sich in Sachen Kulinarisches ja einiges getan und so haben ein paar Professionelle und solche, die es gerne sein würden, ihre Drohung wahr gemacht und ihre Pforten geöffnet. Ich hatte bereits den S’chuss, in beiden einmal bedient zu werden.

Aua, mich kratzt es gerade unangenehm unter meinen Achseln… Mhhh, warum mich das gerade an den neuen Grill-Tempel erinnert, weiss ich auch nicht. Kann mir jemand helfen? Anyway… Mein Fazit ist sehr einfach: Äääähh, jäh..!

Ausgehängt hat’s mir eigentlich gleich schon zu Beginn, als wir mit „Schalom jeladim“ begrüsst wurden, wobei das Durchschnittsalter unserer illusteren Gesellschaft ca. 25 war. Ich will nicht sagen, dass die Auswahl an Speisen unattraktiv ist, aber irgendwie fehlt einfach ein bisschen die „Sexyness“. Saucen, kännsch? Attraktive Beilagen, kännsch? „Salatim“ wie in einer richtigen Schippudia, kännsch?

Meine beiden Hämbelis waren soweit ganz ok, doch der Schwarma-Teller meiner Begleiterin, hat mich eher zu Tränen gerührt, als zu Freudensprüngen verholfen. Ein paar trockene Turkey und Hühner Stücke, die vom Geschmack her nicht mal an Schwarma vorbei geflogen sind für 28 Franken grenzt eher an einen Bericht von Kassensturz als einer Grill-Spezialität. Allgemein, die Preise sind meiner Meinung ein Thema für sich. Dass K-Food in unserer Stadt teuerer sein darf und auch muss, dagegen hat wohl niemand etwas einzuwenden. Doch 28 Franken für dieses Debakel ist tatsächlich ein Debakel. Da lobe ich mir doch den wöchentlichen Schwarma hier, der in der Pita gerade mal 5 (!) Euro kostet und vorzüglich ist. Den Chasasi-Boden gibt’s oben drauf, bzw. unten rein gratis mit dazu geliefert.

Gedanken über die Tatsache, dass keine Shalom-Bons zur Bezahlung akzeptiert werden, erspare ich euch jetzt. Ein Dienstleister, der Zitat, „keine jungen Kinder“ bei sich haben will, braucht meine Wenigkeit auch nicht.

Wer sich das nächste Mal im Papagaios an der Sihl befindet und nicht wirklich weiss was zu bestellen, dem empfehle ich entweder ein „Sinlaco“, ein „Konjac“ oder vielleicht auch ein „Pullet“, aber gäll, bitte erst „after selection“.

Ich habe mich wie erwähnt auch schon in die neue Chabad-Küche gesetzt. Im Gegensatz zum Papagaios gibt’s gleich zu Beginn frische Semmel mit zwei netten Saucen und ein Krug Wasser, ohne diesen ausdrücklich zu bestellen.

Ich verstehe jeden der sagt, ihm sei die Karte zu exotisch. Ich bin mir jedoch fast sicher, dass sich dies ändern wird, spätestens wenn der Einzug in das richtige Lokal erfolgt ist oder genug Feedbacks von Gästen geflossen sind. Er wird wahrscheinlich nicht darum herum kommen, auch ein Schnitzel oder Steak auf der Karte anzubieten.

Mein Menue war zwar nicht alltäglich (u.a. weisse-Bohnen-Püree, gäll Grasl) aber qualitativ hochstehend und im Geschmack hervorragend.

Man darf gespannt sein, wie sich auf der K-Markt entwickeln wird. Es lebe die Marktwirtschaft!


Diverses

Anderes Land, anderes Stejtel, doch gleiche Diskussionen.

Es ist schon traurig, dass egal wo man sich auf der Welt befindet, überfall dieselben Diskussionen herrschen. Ganz nach dem Motto: Eine Insel, zwei 825er aber drei Synagogen.

Eines wird mir jedoch je länger desto mehr bewusst. Auch wenn wir gerne mal über unsere K-Liste schimpfen, glaubt mir, sobald man mit derjenigen von hier auskommen muss, lobt man die andere wieder. Debakulös!

Sie schaffen es hier sogar, Chumres (oh a propos, die offizielle Pre-Pessach-Chumres-Such-Zeit hat übrigens wieder begonnen… na dann wünsche ich doch allen Protagonisten Good Luck. Ich bin überzeugt, auch dieses Jahr werden wir wieder von grossen Würfen hören) bei Teigwaren zu schaffen. Nöd schlächt, gäll? Schaut euch mal, welche wirklich bekowedige Auswahl für Teigwaren besteht:

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Nudeln:

Barilla mit Ei: ist nicht erlaubt

Barilla ohne Ei: mit dem Buchstaben "A" beim Ablaufdatum

Tipo Swiss: hergestellt in der Schweiz

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Übrigens, die wirklich äusserst bekannten und beliebten Tipo Swiss habe ich bisher noch in keinem Geschäft gefunden.

Brot? Forget it, man wird verdonnert Brot in der K-Bäckerei zu kaufen. Bitte ja nicht irgendeine Industriebäckerei kontrollieren gehen.

Milch? Jene 825er die nicht wirklich auf K-Chalav makpid sind, gehen leider leer aus. Nicht EIN Milchprodukt lässt sich auf der Liste finden. Entweder es müssen überteuerte Joghurts und Milch in den K-Shops gekauft werden, oder man weicht gleich auf Guerilla-Kashrut aus. Kfia datit? Nein, keines Falls….

So, ich hoffe euch wieder mal ein paar Einblicke in das hiesige Stejtel geben können. Zum Abschluss würde ich euch noch ganz gerne zu einem Anlass einladen. Konnte es mir nicht verkneifen, dieses Plakat aufzunehmen, welches in einem Minjen auflag.




In diesem Sinne,

Herzlichst,

Euer Stangenschuss

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

San's gegrisst. Tut unheimlich gut, Dich wieder mal zu lesen. Gratuliere insbesondere zur gelungenen Fotoserie! Jetzt warten wir noch auf die kulinarischen Erlebnisse aus der Donaustadt, da darf es aber ja keine Ei-Teigwaren als Beilagen geben, das grenzt ja wirklich schon an Pessach-Chumretum!
In diesem Sinne liebe Grüsse und einen supernova-koscheren Payssech!