Donnerstag, 16. Juli 2009

Frei-Post oder der womögliche Anfang einer langjährigen Abschiedstournée


Lieber Alexander

Ich schreibe Dir in diesem Medium, weil ich ersterseits Deine Mailadresse nicht kenne, Du mittlererseits sicher reif genug bist, keine eigene Webpage mit schmierig-verschwitzten Fotos Deiner selbst zu haben und letzterseits Du sicher diesen Blog zur Vergrösserung Deines revolutionären Allgemeinwissens täglich aufrufst. Was könnte Dich denn sonst besser an die teure, willige Heimat erinnern.

Und genauso willig ist nun in der Heimat der FCB auf Dich geworden. Mind. 5 Mio CHF und 2 Mio Jahreslohn werden in einen 30-Jährigen gesteckt, was vielleicht nicht nach sonderlicher Weitsicht aussieht, aber insgesamt, um den Verein kurz- bis mittelfristig wieder auf die richtigen Bahnen zu lenken durchaus eine gute Wette sein kann. Zwar handelt es sich um eine nicht ganz verletzungsverschonte Hexe und mit dem Alter steigt bekanntlich auch die Auskurierungszeit, aber was soll's. Das sind ja nicht die grössten Bedenken. Die sind es auch nicht zwingend, wenn es darum geht, zu eruieren, ob man Dir an den Nationalmannschaftsspielen immer noch zujubeln kann, obschon Du jetzt wieder ein richtiger Bisler bist, ob man Dir während Meisterschaftsspielen Pech und Unvermögen wünschen darf, wenn dies auch Deine Nationalmannschafts-Kapazitäten beeinträchtigen könnte. Alles grosse Fragen, aber nicht die ganz grossen.

Die ganz grossen stellen sich vielmehr, was einen solch erfolgreichen (ca. 35 Tore in 75 BuLi-Spielen) Stürmer dazu bewegen kann, so früh bereits in die Gurkenliga zu steigen und sich Bellenz-Hosen anzuziehen, wenn er noch mind. 2 Jahre im Ausland erstens mit besserer Perspektive und zweitens zu deutlich höherem Lohn spielen könnte. Wahrscheinlich entgegnet man dem mal salopp, der Frei will doch auch nach Südafrika, jetzt hat er sich doch die Heim-EM verknackst, da reissen ihn doch die Landesfarben, alles daran zu setzen, noch einen erfolgreichen Grossanlass auf nationaler Ebene mitbestreiten zu dürfen!

Aber zu welchem Preis? Dafür, international nur gleich drei Gruppenspiele im UEFA-Cup zu bestreiten und sich sonst nur gerade von Marc Zellweger (rein zufälliges Beispiel), Jonas Elmer, Stephane Besle und Alessandro Mangiaratti auf den Füssen rumtrampeln zu lassen? Ist das wirklich die Waagschale, welche dazu bewegt, alles an eine WM zu setzen? Ist das der Ehrgeiz und der Glaube, wirklich noch etwas in peto zu haben, um einen internationalen Grossanlass bestreiten zu können? Und wenn man dann soweit ist und international vor Zaccardo, Lucio, Mexes oder Javier Zanetti steht, soll es dann da plötzlich wieder da sein, dieses Können, das man dann ein ganzes Jahr nicht mehr hat abrufen können? Oder ist am Ende die Axpo Gurkenliga viel schlechter berufen als sie es effektiv ist? Sind wir alles nur Schlechtreder im Schatten von Originalzitator Murat Yakin?

Es sind gleich ein paar Fragen und wir können natürlich nicht erwarten, dass Du auf all diese sogleich eine passende Antwort findest (eine Antwort pro Woche würde hierzu schon reichen). Vielleicht strafst Du uns auch alle Lügen und schlägst mit Deinem Zungenschnalz-Buddie so ein, dass Du im Frühling als Torschützenkönig wieder auf dem Balkon des Barfüsslerplatz (den Torschützenkönig kann ich Dir gerade noch wünschen, den Balkon auf keinen Fall).

Ob das dann eventuell die höchste Auszeichnung und der Weg dahin die grösste Herausforderung sein könnte, die Du in diesem Jahr bereits hättest erreichen können, das wirst Du dann aber nie erfahren. Und für dann nochmals ins Ausland (bzw. eine weitere ausländische Liga) zu wechseln, dafür ist es dann wohl schon reichlich zu spät.

Ein deutlich blauweisses Händ ue

Det Tripogonz





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