Dienstag, 14. Juli 2009

Der CC am Schwinget

Gepostet im Namen aller, im speziellen aber des Tripogonz:


Nach einem langen, ausdauernden Tag konnte am Sonntag Abend eine Heerschar von Fans und Journalisten die Helden des Schwingerfests am Hauptbahnhof Zürich begrüssen. Zwar waren nicht ganz so viele Schaulustige zugegen wie bei der Heimkehr der FCZ-Helden unlängst aus dem Tessin, aber dennoch war der Rahmen für den Anlass absolut würdig und im Rahmen des zu Erwartenden. Man konnte den Akteuren des Tages die Müdigkeit und Zeichnung vom Erlebten eindeutig in den tiefen Furchen des Gesichts ablesen. Jedoch war auch dieses Glänzen in den Augen vorhanden, welche Aufschluss auf die Eigentümlichkeit und Einmaligkeit dieses Ausflugs hinwiesen. So mussten einzelne Teilnehmer vor Müdigkeit fast aus dem Zug getragen werden. Aufgrund der geschlossenen Mannschaftsleistung ist es in diesem Sinne auch angebracht, wenn vom gewöhnlichen Format des Interviews abgewichen und alternativ der Einbezug mehrerer Akteure präferiert wird:

Es ist auch für einen Dämmerungsfetischisten wie Dich ziemlich ungewöhnlich, sich so früh an einem Sonntag Morgen bereits als Mannschaft einzufinden, um den Gegner (aka Rigi) zu bezwingen. Wie konnte diese Schwierigkeit mit individuellen Vorbereitungen gemeistert werden?

(Bergflolino) So früh am Morgen sind gewisse Rituale unvermeidlich, einfach damit man den Rythmus gleich zu beginn findet. Bei mir war das die gleiche Tagesvorbereitung wie ein normaler Wochentag, mit ein paar Ausnahmen natürlich. Ein gesunder Stuhlgang vor Nervosität musste natürlich auch sein, da hält es sich vor solchen Grossanlässen ähnlich zu einem Grümpeli. Aber die Vorfreude hat sowieso alles andere überstrahlt.

(Gurens) Das Tragische am Ganzen war, dass ich (wie andere auch) meinen Wecker von der Wochentags-Einstellung nicht mal umstellen musste. Von daher, war es noch erträglich um diese Zeit aufzustehen. Da die Nächtigung am Vorabend leider erst um halb 3 stattfand, musste ich mich auf alte Tugenden berufen: Am Vorabend packen, WC-Gänge und Bastelarbeiten auch auf den Vorabend konzentrieren und natürlich die alt bekannte Wahrung der Spritzigkeit.

Was war für Dich persönliches Highlight des Tages?

(Bergflolino) Ganz klar die Ketchup Attacke auf Herrn Schnuffelberger, hinterhältig und gemein, aber wahnsinnig lustig und originell.

(Dietschurain) Die Einführung in die Geheimnisse des Schwingens durch einen ehemaligen Star des Ostschweizer-Verbands.

(Gurens) Ich bin sehr stark hin und her gerissen. Die 1. Klass-Tickets waren schon stark. Und Her Majesty's Ausflug auf's Damenklo natürlich auch. Auch die Philosophie-Runde mit dem Ex-Schwinger war sehr bewegend. Aber als Fan des guten alten Torte-im-Gesicht-Slapstick muss ich für den Ketchup-Erguss des Dieters votieren. Denn als Augenzeuge dieses historischen Moments durfte ich mit ansehen, dass es nicht nur das gute alte Auslafen einer Ketchup Flasche war. Nein, es war ein Wasserfall, der mit einem Gutsch auf das Pyjama-Oberteil von Berger Schnuffel niederging. Frei nach dem Motto: Eintritt an Schwinget: 42.-; Pyjama-Oberteil: 14.95; Seinen Freunden zusehen, wie sich im Ketchup-Catchen versuchen: unbezahlbar!

(Eskimös) Das ganze Schwingfest war für mich ein einziges Highlight. Das Publikum, Folklore, und natürlich die Kämpfe, welche von unserem Kommentatorenduo Köppel/Gonzalez in fachmännischer Manier beurteilt wurden.

Eine Fehlinformation des Wirten über den angeblich bereits gemeisterten Gros des Aufstiegs hat kurzzeitig den Rhythmus innerhalb der Mannschaft gestört und das Feld wurde etwas länger. Wie hast Du das als klassischer Berghase aus der verantwortlichen Kontrollstimm-Position empfunden?

(Dietschurain) Mir war die Aussage von Beginn weg suspekt, steht doch die Wirtschaft einsam auf einem kleinen Felsvorsprung am Hang, weit und breit keine Fläche sichtbar. Evident wurde die Fehlinformation aber bereits nach wenigen Metern, was die Mannschaft dazu bewegte, zueinander zu stehen, sich gemeinsam zu stärken und den weiteren Aufstieg mit metaphysischen Höhenflügen zu meistern. Lino empfahl sich als Berghase und leistete konsequente Führungsarbeit, während der Peloton darauf bedacht war, das Ende des Feldes nicht aus den Augen zu verlieren. Man kann also durchaus konstatieren, dass die fehlende Guidance bei der Routenwahl durch die Lokalmatadoren die Mannschaft eher zusammengeschweisst hat.

Aus der Helikopter-Perspektive hat Hans Jucker im SF bemerkt, wie Du aus dem Hintergrund heraus mehrfach seitliche Ausbruchsversuche in Richtung Mittelstation unternommen hast. Wie hast Du die entsprechende Situation erlebt?

(Gurens) Hans Jucker hat wohl gehofft, dass ich am Berg einbreche. Ich muss aber tatsächlich gestehen, dass meine Fitness mehr als nur zu
wünschen übrig lässt. Als begeisterter Wanderer gab es mir schon zu denken, wie ich beissen musste. Die Zwischenstationen habe ich tatsächlich angepeilt. Denn ich war schon so voller freudiger Erwartung auf das Spektakel, dass ich fast nicht mehr warten konnte. Ausserdem hat mir der Aufstieg (vor allem unter dieses Voraussetzungen) nur wenig Konversation mit Kumpels und Genossen erlaubt. Vieleicht war das allerdings ja gar nicht so schlecht...

Als Materialwart war Dir an diesem gestrigen Tag eine besondere Verantwortung beschieden. Wie zufrieden bist Du mit Deiner Grill-Fächerleistung? Wie war die Qualität des Fleisches?

(Bergflolino) Ich bin gestern ins zweite Glied gerückt und habe diese eminent wichtige Tätigkeit einem richtigen Profi überlassen, Her Majesty gebührt ein grosses Dankeschön. Aufgrund verschiedener Probleme mit der Verdauung über das ganze Wochenende habe ich nur sehr wenig gegessen, aber die Quantität und vor allem Qualität bei gewissen anderen Teilnehmern liess nichts zu wünschen übrig. Vor allem als Herr Schnuffelberger mit einem halben Lamm eingerückt ist konnte ich meinen Neid knapp zurückhalten (Anm. der Redaktion: Erschreckend schwache farbliche und olfaktorische Erkennungsfähigkeiten werden hier zu Tage gebracht: Es war natürlich Rind - O-F-F).

Im Verlauf des Nachmittags erwiesest Du Dich mit fein geführter Klinge als gewiefter Expertenbefrager, insbesondere im Extrapolieren der Unterschiede zwischen Ringern und Schwingern, zwischen Turnvereinlern und Sennen. Was konntest Du persönlich am gestrigen Tag dazulernen.

(Eskimös) Es war bei mir ein Dazulernen in zweierlei Hinsicht:
- Einerseits das gesellschaftliche, folkloristische. Das Schwingfest ist für viele Zuschauer ein gesellschaftlicher Anlass mit einer gewürzten Prise Bünzlitum. Man sitzt auf den Festbänken und isst sein Stiick, trinkt Bier und Weisswein und schaut sich ganz nebenbei das Schwingfest an. Doch man stellt fest, dass es neben dem eigentlichen Schwingen viele andere "Disziplinen" gibt, welche bei den Zuschauern Begeisterung auslöst. Das Steinschiessen (der weiteste Schuss dieses Tages landete bei 3.42m), das Kühe im Kreis laufen lassen, Fahnenschwingen, und sinnloses Herumtragen von irgendwelchen bäuerlichen Handgeräten.
Der Zuschauer sitzt und schaut sich diese Disziplinen in aller Gemütlichkeit an und unterhält sich mit dem Nachbarn.
- Anderseits der sportlichen Faktor. Schwingen ist ein körperlich höchst anstrengender Sport, welcher sehr viel taktisches Feingefühl benötigt. Der weise Herr Köppel der hinter uns gesessen ist, hat mir die taktischen Finessen näher gebracht. Was mir geblieben ist? Wenn gar nichts mehr geht, hilft nur noch der hinterlistige Schlungg: Klassischer Pausenplatztrick. Beinstellen und nach hinten abwerfen (apropos).
Auch wurde mir bewusst, dass ein Punktesystem ohne K.O. Runden sehr spannend sein kann. Hätten nämlich die beiden Schlusskämpfer einen gestellten gehabt, wäre der unbeteiligte, bis dahin drittplatzierte zum Sieger erkoren worden.

Auch gestern machte sich die Abwesenheit des Lützelchens sehr dezidiert bemerkbar. Worin hat sich dieser Umstand bei Dir geäussert?

(Dietschurain) Dem hat das OK des Rigi-Schwingen (namentlich der Einteilungspräsident Schorno Fidel aus Oberarth) Rechnung getragen, in dem es pointiert Vertreter der Westschweizer Verbände einlud und so den Quoten-K*usch bei den Schwingern stellte. Da aber dieser nicht antrat war die Abwesenheit von Lützelchen Abi ein doppelt-herber Rückschlag.

Siehst Du Dich in Deiner persönlichen Veranlagung eher als Ringer oder als Schwinger?

(Bergflolino) Ich bin mehr der Ringer, meine Qualitäten kommen eher beim Bodenturnen zum Zug.

Wir haben gestern gelernt, dass auch Turnvereinler und neuerdings sogar Welsche an den Schwingfesten teilnehmen dürfen. Wie stellst Du Dir eigentlich die soziale Öffnung des Schwingsports gegenüber fremden Völkern vor?

(Eskimös) Ich war ob der bisher geschehenen sozialen Öffnung sehr positiv überrascht. Das hat sich dadruch gezeigt, dass kurz nach der Mittagspause der Jodlerchor das braunbekannte Lieder "Der Summerjud" skandierte.
Ich sehe mich ein klein wenig als der Blatter Joseph des Schwingersports. Mein wichtigstes Anliegen ist den Schwingersport ins 22 Jahrhundert zu führen. Sprich, ich plane das übernächste Schwingerfest in Tripolis. Einerseits wäre es eine grosse Herausforderung sich auf den viel feineren Sand einzustellen und andererseits würde dieses Fest die Völker verbinden. Anstatt Kühe könnten dort beispielsweise Kriegsgefangene vorgeführt werden. Dies ist nur ein Beispiel der vielen Pläne welche ich mit dem Schwingsport vorhabe.

Das Geissechläpfe war akustisch vielleicht etwas speziell, gab aber relativ wenig Optisches her. Könntest Du Dir dies als weiteren Karriereschritt vorstellen?

(Gurens) Vom Geisslechlepfe war ich begeistert und fand, dass es auch optisch einiges hergab. Wie diese Mannsbilder sich im Sägemehl platziert haben, Ihre Stahlpakete in die Bergidylle einfliessen liessen und ihre Adonis-Körper gekonnt in Szene setzten, war ein Augenschmaus,
bei dem es mir kalt (oder warm?) den Rücken runter lief. Da ich meine Karriere vermehrt auf das Ausmessen beim Steinstossen konzentrieren will, wird wohl leider die Zeit zum Geisslechlepfe nicht reichen. Aber wer weiss? In meinen alten Tagen könnte ich mir schon vorstellen, mir diesen Traum noch zu verwirklichen.

Wir lernten gestern auch, dass Schwinger keine Athletenkarriere im eigentlichen Sinn absolvieren, sondern berufstätige Käser, Metzger und Bauern sind. Kannst Du Dir eine Professionalisierung des Schwingsports im Zeichen von 0825 vorstellen?

(Bergflolino) Nein, wir sind eher als Schreibtischathleten und Gehirnakrobaten bekannt, ich sehe nicht das sich das auf lange Sicht ändern wird. Aber wer weiss, was nicht ist kann ja noch werden.

Wir feierten gestern unter anderem auch das einjährige Jubiläum von 0825. Inwiefern trifft Dich diese Feierlichkeit?

(Gurens) Als Fan der ersten Stunde (war schon immer 825-Fan) war das für mich schon etwas spezielles. Dass es dann auf der Rigi auch noch keine Grossleinwand hatte, war schon hart. Aber so läuft das halt als Pionier: Lieber den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. Oder in diesem Fall: Lieber den Seich hinter uns gebracht als das ganze Trauerspiel jährlich
zu wiederholen. Allerdings konnte ich es gestern nicht lassen, am Abend noch ein kleines Gala-Diner für mich selbst zu schmeissen. Zu diesem Anlass gab es eine Glässchen gutes Hahnenburger und ein Schüsselchen Corn-Flakes. Um den Anlass würdig abzurunden, hab ich noch 8.25 CHF an die Stiftung Ani pro Ration überwiesen.

Dein Organisationstalent hat uns gestern wiederum sehr markant getroffen und es fehlte nie an irgendetwas. Was sind die kommenden CC-Anlässe dieses langen Sommers?

(Dietschurain) Wir konnten die Sommerpause gut mit Tennis, Rad, Cricket und Schwingen überbrücken. Da nun die AGL wieder zu den Tagesaktualitäten zurückgekehrt ist, werden wir uns wohl wieder das eine oder andere Spiel im Stadion gönnen. Aufgrund diverser Abwesenheiten von CC-Mitgliedern werden die Aktivitäten wohl aber eher spärlich ausfallen, dafür umso heftiger.

Während gestern der gesamte Schwingsport ein erstaunliches Ereignis feiern durfte, unterlag der FCB im Startspiel dem erstaunlichen Aufsteiger FCSG und erarbeitete sich erstaunlich wenig Chancen. Wie siehst Du die Saison des letztjährigen Vizevizemeisters?

(Eskimös) Als erstes muss ich leider korrigieren.Der FCB war schlussenldich nicht einmal Vizemeister, sondern Tabellendritter.
Ich kann mir überhaupt noch nicht vorstellen wohin die Reise diese Saison führt.Auf diversen Schlüsselpositionen (Trainer, Spielmacher, Innenverteidigung, Aussenverteidung Stürmer) wird oder wurde umgestellt. Ein neues System wird eintrainiert. Ich wage mich an dieser Stelle noch zu keienr Prgonose. Es liegt in dieser Liga wirklich alles drin. Der FC SG hat mich allerdings am Sonntag positiv überrascht. Schöne Spielzüge, Systemtreue und eine super Atmosphäre. Gut dass die wieder oben sind.

Als polysportiver Adrenalinprophet muss auch Dir diese neue Sportart einen grossen Eindruck gemacht haben. Könntest Du Dir nach Deiner Karriere als Langläufer und Tennisass vorstellen, in hobbymässiger Ausführung auf den Schwingsport umzusatteln?

(Dietschurain) Bei den Aktiven sehe ich die Chance (leider) eher gering, aber als Instruktor könnte ich doch Akzente setzen. Ich werde dem JTV vorschlagen, die wöchentliche Männerriege in die Turnhalle an der Brandschenkestrasse zu verlegen und diese zu einem Schwingkeller umzurüsten. Die Chancen sind enorm: die Klopstock-Wiese anerbietet sich als Heimstadion, und der angrenzende Wurststand 825 soll dem vernehmen nach auch in den nächsten paar Wochen seine Tore öffnen.

Christian Stucki ist gestern seinem Renommé nicht gerecht geworden und ist nach zwei Gestellten im dritten Rang unterlegen. Worin ist diese Niederlage zu begründen?


(Eskimös) Wenn ich die Rangliste betrachte, Rangliste, hat Stucki Christian (BE) die ersten 3 Gänge gewonnen und dann ist er eingebrochen. Zwei Niederlagen in Folge kann man sich an einem solch gut besetzten Fest nicht leisten. Möglichweise hat er sich die gleiche Leistung zugetraut wie diejenige des CC: Nämlich in 2h45 Minuten 1100 Höhenmeter unter Einfluss jeglicher Wegschmissmaterialien zurückzulegen. Zu seiner Verteidigung muss man allerdings auch festhalten dass er fast auschliesslich gegen Nichtberner antreten musste. Jeder Innerschweizer ist natürlich gegen die Berner Gäste bis in die Haarspitzen motiviert, was es für ihn nicht einfacher machte.

(cc)

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