Sonntag, 2. März 2008

Spezialfall Restaurant Schalom





(Achtung, Verbesserungsvorschläge sind im folgenden Artikel nicht mal ansatzweise versteckt, kritikfremden Individuen wird vom Lesen abgeraten - von diesem Artikel, aber auch ganz allgemein im Leben und so...)
Im eben ergangenen ICZ-Mail-Newsletter (der 613-te seit Anfang Jahr, immerhin aber einmal ein informativer, nach unzähligen Einladungen zu Gipfelibrösmele im Beisein von Winterthurer Altliteraten, Jiddisch-Lismen mit Ikonen der aargauischen JLiteratur und extatischem Simchesnaches zu Earl Grey in der ICZ-Bibliothek) ist zu lesen, dass die ICZ sich unerfreut zeigt über die finanzielle Situation des Restaurants Schalom. Etwas befremdlich mutet hierzu an, dass zunächst die Beilegung eines Namensstreits mit Van Dijk angekündigt wird, nach welchem die ICZ nun auch in Zukunft den Namen "Schalom" beibehalten darf. Diese Meldung wird im Communiqué unmittelbar gefolgt von der Meldung über die besorgniserregende Situation des Schaloms. Seltsam ist dies deshalb, weil sich die Frage nach der Rentabilität eines koscheren Restaurants wohl seit jeher das Thema von Diskussionen ist und in persönlichen Diskussionen ehemalige Exponenten der neuzeitlichen ICZ die Abgabe der Verantwortung über das Restaurants nie vollständig abstreiten wollten.
Nun ist es kaum ein Geheimnis, dass gerade im Fall Schalom das Catering eine unverzichtbare Einnahmequelle des Restaurants ist. Und dass in diesem Zusammenhang einer neuen und nicht in allen Belangen vollzeitlich professionellen Truppe Missgeschicke und anfängliche Krankheiten unterlaufen können, dafür könnte man auch noch Verständnis aufbringen.
Kern des Problemes ist und bleibt aber der Hauptbetrieb des Restaurants, also der tagtägliche Service. Das Menu wurde neuerdings angepasst, wobei einige Kitschbestandteile wie die Knödelsuppe (wochentags für Juden wohl eine sehr seltene Option) und Gefiltem Fisch (ein Evergreen, mit lauem und geschmacksneutralem Chrejin aber kaum bekömmlich) beibehalten wurden. Neue Elemente wurden preislich so teuer angesetzt, dass sie kaum eine Option für den Alltag sein dürften, siehe im Fischsegment die Sole für Fr. 75.- (!) oder auch Neukreationen der Nouvelle Cuisine mit neuartigen und befremdlichen Saucenstrichen auf der Tellerlandschaft und grundsätzlich relativ wenig Inhalt. Das Salatbuffet ist immer noch gleich ideenlos wie seit jeher und hat sich zumindest nicht bedeutend verschlechtert. Bedenklich ist es jedoch, dass einem anfangs Brot serviert wird, dem man die Tagesringe sowohl an Rinde wie auch sonst ansieht. Immer waren es jedoch Van Djik's Topseller, die zu einem wiederholten Besuch des Schaloms animierten, welche nun aber zum grössten Ärgernis avancieren. Der Hamburger ist bröcklig, mehr oder minder geschmacklos und seine Hülle in keiner Weise knusprig. Seiner Bun-Beilage (Brotumfass) ist sein eben gewesener Gefrorenheitszustand und daraus folgender Bröckligkeit auf Distanz erkennbar und verfällt mittelfristig in Einzelteile und ist mit dem lüstern aussehenden Konkurrenzprodukt der Junkfood-Industrie nicht mal im Ansatz verwandt. Geradezu zurückzugeben wäre das Produkt gewesen, das als Pommes Frites serviert wurde. Da waren kümmerliche, verbrannte und schrumpflige Kartoffelabfälle, die man kaum benennen oder definieren möchte, ohne abfällig zu werden. Essgenuss ist hievon Meilen entfernt.
Vorderhand fährt man nach Israel, besucht tausendmal gesehene Denkmäler, kauft Rogalach mit Marzipan und abgedroschene Souvenirs fürs Büro, geht aber hauptsächlich essen, um als Koscherkonsument zwischenzeitlich wieder einmal in guten Restaurants zu schlemmen und gehörig was für die mittelständische Stattlichkeit der Hüftgriffe zu tun. Von einem begehrenswerten, qualitativ ansprechenden koscheren Restaurant in der Deutschschweiz, das über die "as good as it gets"-Standards wächst, mag man indessen aber weiterhin nur träumen.

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