Mittwoch, 4. August 2010

Ethnologie-Nachhilfe für SF DRS

Thierry Doubai in Aktion

Nein, es liegt uns fern, dem Schweizerischen Monopolfernsehen Rassismus vorzuwerfen. Das würde zu weit gehen. Deutlich zu weit. Auch unterschwellig wäre ein solcher Rassismus nicht festzustellen. Aber worum geht es eigentlich? Zur Illustration deshalb drei Szenen, allesamt aus dem Reich des runden Balles und des neunzig Minuten langen Spiels.

Erste Szene: Sie spielt sich vor ca. 1-2 Jahren ab. Es spielt gerade die Schweizer Nationalelf, hierzulande durch ehrlichen Werksfussball bekannt und durch die Tatsache, dass sie durchwegs die Zwillingsbruder der im Ausland erfolgreichen Söldner beschäftigt. So auch der Fall bei Blaise N'Kufo. Der gute Herr schiesst in Holland Tor um Tor, reiht sich bei Twente Enschede in die Annalen der Ehrenbürger und der Topf-Torschützen ein. Sobald er aber für das Schweizer Kreuz auftritt, bringt er kaum ein Bein vors andere und der Ball muss ihm schon fast an die Lampe gehämmert werden, damit er sie reinbringt. Jedenfalls kommentiert unser lieber Panzerknacker-Sascha Rüefer das Spiel gegen Griechenland (man dankt dem Gurens für die Eingebung). Mitten in der Szene des Führungstors der Schweiz durch N'Kufo kriegt sich Rüefer fast nicht mehr ein und brüllt in seiner inzwischen unfehlbaren Panik "FÄÄÄÄÄRNAAAAANDÄÄÄÄÄS!!!". Gut, wird der geneigte Leser sagen, kann ja mal passieren.

Deshalb gleich die zweite Episode:
Diesmal ist es der der Kommentator, welcher sich der Kenntnis des Redaktors entzieht. Aufgrund der unterschwelligen Fahne und der etwas lottrigen Stimme dürfte es wohl Beni National gewesen sein. Kulisse bildet diesmal die Finalissima 2010 und nämlich genau die Szene, welche zum zweiten Tor für die Basler (bekanntlich gegen YB) führt. Ein langer Ball aus der Basler Verteidigung findet im Sturm einen Abnehmer und da entfährt es Thurnheer urplötzlich, mitten im Übereifer des Ad hoc-Kommentierens (passiert beim SF im Allgemeinen nie, es wird immer nur nacherzählt, hierfür fehlt schlicht die Qualität): "Gegenstoss über Henri Bienvenue!" Natürlich war der Angriff über Zoua-Jacqui und nicht durch einen YB-Spieler. Aber das geht Beni im Trubel der Aufregung völlig ab. Zurück bleibt einfach dieser unglaubliche Fehler. Wir haben aber einen Spielkalender-Manipulator, welcher uns vorschreibt, wer die beiden grössten Meisterkandidaten sind, welche im letzten Spiel für die Kulisse gegeneinander zu spielen haben, damit das Fernsehen den grösstmöglichen Nutzen davon trägt. Und dann stellt man so einen Unfähigen hin. Aber damit nicht genug.

Die dritte Szene: Heute Abend spielt YB unter den Augen und Kommentaren von Beni National auswärts gegen die Ferienstellvertretung von Fenerbahce (anders kann man sich solch eine Leistung von einer 100 Mio-Truppe nicht erklären). Das Spiel nimmt seinen Lauf, YB geht in Führung und spielt sich mehr oder (wohl eher) weniger durch die zweite Halbzeit. Doubaï, der wohl meistüberschätzteste Spieler der Axpo Gurkenliga, wird ausgewechselt und mit Hochstrasser ersetzt. Kurz darauf, bei einem der 613 Kontern von YB, geht Bienvenue den Flügel runter und kommt zu einer Chance. Thurnheer dazu: "Achtung, jetzt Doubaï am Ball, was macht er mit dem Ball?" (und damit wird noch ausgeblendet, dass heute Beni ausserdem 15 Minuten vor Ende anfing zu kichern, dann erklärte, dass er lachen musste, weil daran denken musste, dass jetzt eigentlich YB-Viertelstunde sei; dass er zudem teils minutenlang schwieg; dass er sodann vom Tempo des Spiels derart überfordert war, dass ihm nur noch animalische Oooohs und Aaaahs entfuhren)

Die Frage ist aber dann, was wir mit dieser Problematik machen und wie man sie beispielsweise berücksichtigen muss. Ist es vielleicht doch unterschwelliger Rassismus? Ist es lediglich die Faulheit eines Berufsschwätzers und Konzessionsträger unseres Rechtsstaates, sich die Mühe zu nehmen, bei dunkelhäutigen Akteuren nicht einfach auf die Hautfarbe abzustellen (womöglich auch noch mit einer mentalen das-isch-doch-eh-alles-s'Gliich-Verschlimmbesserung)? Ist es vielleicht das letzte Argument verbunden mit der schieren und verzweifelnden Unfähigkeit, während den ganzen 90 Minuten den Kopf bei der Sache zu behalten, keine Leibchen zu verwechseln und etwas ganz Kleines zu berichten, das man nicht selbst schon weiss? Das Problem ist doch, dass es einmal passieren kann. Dann ist es peinlich, dann kann man sich innerlich einen Schamecken anröten und fertig - es ist kein Thema daraus zu machen. Dass es aber in so kurzen Zwischenräumen immer wieder dazu kommen kann, ist peinlich, beschämend und primitiv.

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