(Morgenstund hat Gonz im Mund)
Manchmal ist es unausweichlich, gewisse Dinge beim Namen zu nennen. Restaurateure gehören verbal ausgepeitscht, wenn deren geschmackliche und geruchliche Irrungen den guten Geschmack beleidigen. Markthirschen gehört auf die Pfoten gehauen, wenn sie ihre entsprechende Macht missbrauchen. Selbsternannten Sprachrohr-Journalisten gehört in die Nüsse getreten, wenn sie es für unabdingbar erachten, die Öffentlichkeit von ihren Pipi-Inkontinenz-Problemen zu informieren.
Und zuweilen setzt man sich aber auch einfach auf eine Parkbank im Rieterpark, legt seinen Spazierstock beiseite, krault sich (oder seinem Senioren-Biersturz-Kollegen) den Bart zurecht und verdreht im 18.613°-Winkel die Augen nach links oben. Da dort aber genau die Sonne steht, geht das natürlich nicht allzu lange. Man blinzelt also verstört, als hätte man das erste Mal in die Sonne gesehen und hat nun während einer Stunde einen violetten Fleck im Blickfeld (zum Glück ist der Sturzbier-Kumpane Arzt und kann umgehende Entwarnung geben). Der Gedanke aber, der immerzu wiederkehrende und in seiner melancholisch-drückenden Tiefe beengende Gedanke bleibt unausweichlich: Früher war alles besser.
Und was kommt denn eher gelegen, als das Sukkot-Fest, um dies festzustellen. Man gedenkt einer Zeit, welche so lange zurückliegt, assoziiert das ganze mit Freude (Sman Simchateinu) und hat aber dennoch so viele Gründe, um vor Wehmut fast zu schmelzen. In wirrer und zusammenhangsloser Abfolge deshalb die frustrierendsten früher-war-alles-besser-Argumente:
- Die Sukka selbst: Früher hatte man noch selbst gebaute, geflickte und ausgebesserte Sukkot, welche man im Schweisse des Angesichts aufstellte und sich am Ende mit einem Simchesnaches-Seufzer auf die Schulter klopfte (pfuipfui-Häretiker hätten vielleicht sogar ein kühles Blondes hervorgezaubert) und noch wusste, was man hier für ein sensationelles Werk aufgestellt hatte. Heute? Heute hat man so eine Fisher Price-Version, welche im besten Fall noch die zionistischen oder FCZ-Farben trägt, zu 100% aus einem synthetischem Plastiksegel und Schnürsenkeln besteht. Das Gerüst oder was man früher noch Wände nannte, sind heute absolute Lustkiller-Metallstangen mit Einhak-Mechanismus und zur absoluten Selbstvermeierung auch noch eine horizontale Querstange aufweisen, damit man sich wenigstens selbst glauben lässt, das sei jetzt eine Wand.
- Der Sukka-Schmuck. Wer hat heute noch Zeit, sich hinzusetzen und die Ushpisin abzuzeichnen oder verzierte Kunstwerke anzufertigen, um sich am Abend dann stolz auf die Brust zu klopfen und zu sagen: „Hab ich gemacht, ganz alleine!“ Was dann? Wir warten einstweilen immer noch auf Her Majesty’s Scherenschnitt; schon 5 Jahre mit Getöse angekündigt, jedes Jahr vertröstet und immer noch nicht die Spur. Man hat sich zu schämen. Und ja, hach, wie war’s doch früher besser.
- Das Schüttelgebüschset. Gut, die Problematik, wie man das Prozession einem Gentilen oder Andersgläubigen erklären soll ist eine Wissenschaft für sich. Da nimmt sich ein Jude also ein Ornament-Set in (je nach orthodoxer Schattierung) meist genau abgezählter Variation, sticht damit einem Samurai gleich in alle Himmelsrichtungen und raschelt dabei einen Hidur hinzu und murmelt seine Gebete. Wo gibt’s denn sowas? Aber auch hier sind die Zeichen der Zeit unmissverständlich und unübersehbar. Früher waren die Basare für den Erwerb des Herbstgemüses ein Ereignis sondergleichen. Man folgte dem Bappi auf den Markt der IRG, wo verschiedene Erwerbende mit minutiöser Sorgfalt und entsprechenden Messinstrumenten und Pilpulim das passendste Strauchset erkürten und -warben. Nicht zu sprechen vom Etrog, der immer in einer eigenen Kartonschachtel und einem fasrighaarigen Umfass daher kam, und diesem zweitbesten Geruchsobjekt des Judentums (knapp hinter dem Tschulentgeruch, wenn man am Shabbesmorgen die Wohnung abschreitet und knapp vor Comblox‘ Heringfahne beim Kiddush) in den ihm gebührenden Respekt einbettete. Heute? Da ist die Kartonschachtel bedruckt, als sei’s eine Packung Sneakers und der Scheitelschutz des Etrogs ist einem blassen und lusttötendem Kunststoff gewichen. Als würde es sich um eine künstliche Hüfte handeln. Keine Romantik, keine Seele, gar nichts. Wenn da nur nicht dieser fantastische Duft wäre...
- Früher war natürlich auch noch das Wetter besser. Man musste sich ob des eitel blendenden Sonnenscheins unter den rettenden Schatten des S’chach’s (wie hasse ich es, dieses Wort auf Deutsch schriftlich wiederzugeben) retten, dort epische Schlachten gegen ganze Wespenschwärme (natürlich unter Zuhilfenahme eines Papptellers) erleiden und am Ende frohen Mutes stichlos wieder in die gute Stube ziehen. Heute? Da ist das Wetter absolut undefinierbar - wissenschaftlich erwiesene Gründe sind natürlich die Erderwärmung, der Feinstaub, El Niño sowie die Ausläufe des Chaser-Pfnüsels - und man weiss am Morgen nicht, was am Nachmittag noch alles reinregnen wird. Und die eine Hand weiss nicht, was die andere tut (passt zwar nicht, kam mir jetzt aber auch in den Sinn).
Und zuweilen setzt man sich aber auch einfach auf eine Parkbank im Rieterpark, legt seinen Spazierstock beiseite, krault sich (oder seinem Senioren-Biersturz-Kollegen) den Bart zurecht und verdreht im 18.613°-Winkel die Augen nach links oben. Da dort aber genau die Sonne steht, geht das natürlich nicht allzu lange. Man blinzelt also verstört, als hätte man das erste Mal in die Sonne gesehen und hat nun während einer Stunde einen violetten Fleck im Blickfeld (zum Glück ist der Sturzbier-Kumpane Arzt und kann umgehende Entwarnung geben). Der Gedanke aber, der immerzu wiederkehrende und in seiner melancholisch-drückenden Tiefe beengende Gedanke bleibt unausweichlich: Früher war alles besser.
Und was kommt denn eher gelegen, als das Sukkot-Fest, um dies festzustellen. Man gedenkt einer Zeit, welche so lange zurückliegt, assoziiert das ganze mit Freude (Sman Simchateinu) und hat aber dennoch so viele Gründe, um vor Wehmut fast zu schmelzen. In wirrer und zusammenhangsloser Abfolge deshalb die frustrierendsten früher-war-alles-besser-Argumente:
- Die Sukka selbst: Früher hatte man noch selbst gebaute, geflickte und ausgebesserte Sukkot, welche man im Schweisse des Angesichts aufstellte und sich am Ende mit einem Simchesnaches-Seufzer auf die Schulter klopfte (pfuipfui-Häretiker hätten vielleicht sogar ein kühles Blondes hervorgezaubert) und noch wusste, was man hier für ein sensationelles Werk aufgestellt hatte. Heute? Heute hat man so eine Fisher Price-Version, welche im besten Fall noch die zionistischen oder FCZ-Farben trägt, zu 100% aus einem synthetischem Plastiksegel und Schnürsenkeln besteht. Das Gerüst oder was man früher noch Wände nannte, sind heute absolute Lustkiller-Metallstangen mit Einhak-Mechanismus und zur absoluten Selbstvermeierung auch noch eine horizontale Querstange aufweisen, damit man sich wenigstens selbst glauben lässt, das sei jetzt eine Wand.
- Der Sukka-Schmuck. Wer hat heute noch Zeit, sich hinzusetzen und die Ushpisin abzuzeichnen oder verzierte Kunstwerke anzufertigen, um sich am Abend dann stolz auf die Brust zu klopfen und zu sagen: „Hab ich gemacht, ganz alleine!“ Was dann? Wir warten einstweilen immer noch auf Her Majesty’s Scherenschnitt; schon 5 Jahre mit Getöse angekündigt, jedes Jahr vertröstet und immer noch nicht die Spur. Man hat sich zu schämen. Und ja, hach, wie war’s doch früher besser.
- Das Schüttelgebüschset. Gut, die Problematik, wie man das Prozession einem Gentilen oder Andersgläubigen erklären soll ist eine Wissenschaft für sich. Da nimmt sich ein Jude also ein Ornament-Set in (je nach orthodoxer Schattierung) meist genau abgezählter Variation, sticht damit einem Samurai gleich in alle Himmelsrichtungen und raschelt dabei einen Hidur hinzu und murmelt seine Gebete. Wo gibt’s denn sowas? Aber auch hier sind die Zeichen der Zeit unmissverständlich und unübersehbar. Früher waren die Basare für den Erwerb des Herbstgemüses ein Ereignis sondergleichen. Man folgte dem Bappi auf den Markt der IRG, wo verschiedene Erwerbende mit minutiöser Sorgfalt und entsprechenden Messinstrumenten und Pilpulim das passendste Strauchset erkürten und -warben. Nicht zu sprechen vom Etrog, der immer in einer eigenen Kartonschachtel und einem fasrighaarigen Umfass daher kam, und diesem zweitbesten Geruchsobjekt des Judentums (knapp hinter dem Tschulentgeruch, wenn man am Shabbesmorgen die Wohnung abschreitet und knapp vor Comblox‘ Heringfahne beim Kiddush) in den ihm gebührenden Respekt einbettete. Heute? Da ist die Kartonschachtel bedruckt, als sei’s eine Packung Sneakers und der Scheitelschutz des Etrogs ist einem blassen und lusttötendem Kunststoff gewichen. Als würde es sich um eine künstliche Hüfte handeln. Keine Romantik, keine Seele, gar nichts. Wenn da nur nicht dieser fantastische Duft wäre...
- Früher war natürlich auch noch das Wetter besser. Man musste sich ob des eitel blendenden Sonnenscheins unter den rettenden Schatten des S’chach’s (wie hasse ich es, dieses Wort auf Deutsch schriftlich wiederzugeben) retten, dort epische Schlachten gegen ganze Wespenschwärme (natürlich unter Zuhilfenahme eines Papptellers) erleiden und am Ende frohen Mutes stichlos wieder in die gute Stube ziehen. Heute? Da ist das Wetter absolut undefinierbar - wissenschaftlich erwiesene Gründe sind natürlich die Erderwärmung, der Feinstaub, El Niño sowie die Ausläufe des Chaser-Pfnüsels - und man weiss am Morgen nicht, was am Nachmittag noch alles reinregnen wird. Und die eine Hand weiss nicht, was die andere tut (passt zwar nicht, kam mir jetzt aber auch in den Sinn).
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