Donnerstag, 29. Oktober 2009

Sichtungskader der Schweizer Nationalmannschaft (Ergänzung)‏

(Sie nannten ihn Flagge, grüne Flagge)
Auf Wunsch des mythischen Rekruteurs Grasl, unserem zweiten Korrespondenten aus dem Kanton Freienbach, wird unterstützend und ergänzend das untenstehende Posting des Autors betreffend das Sichtungskader an neuralgischen Stellen ergänzt. Dies geschieht wie immer einerseits in tiefster Demut und in Reverenz an die Initiativfreudigkeit des Sichtungskomitees, andererseits aber in vollem Stolz auf dieses weisse Kreuz auf unser aller Brust, der Armbrust unseres Nationalhelden und der tiefen Überzeugung, dass wir nächstes Jahr in Südaftrika (so sehr wie noch nie) die Chance nutzen sollten, Weltmeister zu werden. Dafür braucht es aber ein metikulöses Screening und Ausscheidungsverfahren möglicher Kandidaten. Namhafte Consultingfirmen wie Churban Brünzel Consulting Group, KP & Young sowie Bourgignon Professional Advisors sind diesbezüglich bereits im Wettbewerbsverfahren.

Torhüter
Fabian Coltorti: Wir brauchen dringend jemand, dem beim Rauslaufen mal wieder die Beine versagen und dann einen Ball unterläuft.
Stefan Razzetti: Das Einbürgerungsverfahren läuft. Angeblich gibt es aber Bedenken, er identifiziere sich zu stark mit St. Gallen (overkill).
Kevin Fickentscher: Macht einfach Spass, so einen ablesen zu dürfen (auch wenn er nichts dafür kann, das trifft bei Coltorti ja auch zu).

Verteidiger
Jo-nas Elmer: hat die gottgegebene Fähigkeit, im günstigsten Moment immer zu stolpern.
Giusi Rapisarda: Ein Jungtalent, das mittlerweile schon ca. 5 Saisons auf den grossen Durchbruch wartet: Kommt noch!
Claudio Lustenberger: Bei so vielen talentierten Brüdern muss mindestens einer das Familienwappen durch Pretoria schwenken dürfen.
Remo Buess (Logan United, AUS): Mittlerweile im vierten Frühling angelangt, sollte ihm die Belohnung seiner vorbildlichen Karriere sicher sein.

Mittelfeld
Johannis Vogel: Diese Woche hat mich ein Biertisch-Nachbar wieder mal daran erinnert: Wenige Spieler haben so ein gutes Spielverständnis. Wenige Spieler können es aber auch so wenig anwenden. Trotzdem, falls es mal regnet, ist es immer gut, einen kaputten Scheibenwischer dabei zu haben.
Gerardo Seoane: Steht wieder mal kurz vor dem Durchbruch.
Zalman Payssech Abdi: Wer ständig so gut beraten wird, der gehört auch in eine Landesauswahl. Was wäre Südafrika ohne einen passenden Stinkstiefel?
Lionel Pizzinat: Nationalmannschaftserfahrung hat er schon, der Wechsel zu Servette hat ihm definitiv gutgetan.
Julian Esteban: Siehe Seoane, vielleicht sollte man solch junge und pechbehaftete Perlen aber noch etwas gedeihen lassen.

Stürmer
Mobulu M’Futi: Entwickelt sich beim FC Thun, äh Sion zu einer wahren Teamstütze (CH-Pass wäre übrigens verfügbar).
Marco Schneuwly: Ohne Kommentar.
Albert Bunjaku: Ein Versuch wär’s für die Vorbereitung wert - und das ist noch der einzige halbwegs ernst gemeinte Vorschlag.

Damit wäre das Latein für mich am Ende. Vielleicht kann man Burgermeister als Materialchef oder Gygax als Dienstclown noch mitnehmen, ansonsten wär das Sichtungskader meines Erachtens nun komplett. Auf jetzt!

Coop-Truthahnschnitzel: Aus der Küche geplaudert‏


Nachdem an den Sukkot-Tischen, Shabbatmahlzeiten, Barmizwes, Shidduch-Lounges, in Knäckefrieden und Freudekuchen und sogar in Trauerhäusern von nichts anderem mehr die Rede war (Yves Bourgignon ging letzthin in Effretikon sogar auf die Strasse und brüllte sich in seiner unendlichen Trauer und in bester Mordechai-Manier eine „Zeaka Gdola uMara“ aus dem Leib), hat sich die CC Red Action ein Herz gefasst und hat den Coop-Bunker einmal angefragt, weshalb eigentlich die ominösen Coop-Truthahnschnitzel (Konsumprodukt Nr. eins bei allen Mozei-Late Night-Spachtlern, Last Minute-Shabbes-Organisatoren und notorischen Pseudovegetariern) aus dem Sortiment genommen worden. Wieso wurde uns diese Freude vergellt, wie ein ordentlicher Schweizer Bürger ohne Identitätskrise, im Einkaufszentrum ganz normal in die Kühltruhe zu greifen und einen Sack panierte Truten in den Einkaufswagen zu werfen? Wieso werde ich so bestraft?

Die Antwort des Coop-Kundendienstes folgte in weniger als 1.5 Stunden:

Vielen Dank für Ihren Anfrage. Wir bedauern sehr, dass Sie das Trutenschnitzel aus Israel in unserem Sortiment vermissen.

Nach Rücksprache mit der zuständigen Fachabteilung müssen wir Ihnen mitteilen, dass die besagten Trutenschnitzel in der Tat aus dem Sortiment genommen wurde. Im Moment sind wir auf der Suche nach einem passenden Ersatzartikel. Bis dahin bitten wir Sie um etwas Geduld.

Es tut uns Leid, Ihnen keinen anderen Bescheid geben zu können. Es würde uns freuen, Sie wieder bei uns begrüssen zu dürfen.

Der Konsumentenblog Ihres Vertrauens bleibt jedenfalls dran und meldet sich, sobald sich eine Entwicklung abzeichnet.

Dienstag, 27. Oktober 2009

Hilfe für det Ottmar

Es ist soweit. Das vor einem Jahr kaum für möglich Gehaltene ist vor 14 Tagen eingetroffen. Die Fussballnati qualifiziert sich nach sehr harzigem Start tatsächlich direkt für die WM 2010. Wie diese Quali zustande gekommen ist, was positiv und was negativ war, wer pflokiert hat und wer seine Verwandten ins Natikader gesendet hat, wurde zu Genüge kommentiert.

Viel wichtiger ist folgende Erkenntnis:
Diese nicht selbstverständliche Qualifikation wurde nicht zuletzt Dank einer Trainerlegende Ottmar erreicht, welcher an Professionalität kaum zu überbieten ist.

Doch verehrte Chasidim, auch ein Coach von solchem Renommée benötigt hin und wieder Hilfe von dritten.
So möchte ich an dieser Stelle dem Ottmar helfen, das 40 Mann Sichtungskader zusammenzustellen, damit im Mai dann auch wirklich die 23 besten Spieler ins Trainingslager nach Crans Montana einrucken.

23 Mann Kader zum aktuellen Zeitpunkt:

Torwart:

Benaglio
Chrusel Zubi
Johnny Depp Leoni



Verteidigung:

Lichtsteiner
Grichting
von Bergen
Senderons
Djourou (sofern gesund)
Ziegler
Spiecher



Mittelfeld:

Hakan
Inler
Huggel
Barnetta
Vonlanthen
Padalino
Barnetta
Behrami
Fernandes



Sturm:

Frei
NKufo (ohne Verwandschaft)
Derdyok
Bunjaku



Sichtungskader (17):

Torwart:

Romeo Leite
Patrick Foletti



Verteidigung:

Frederic Pasch (ist jetzt laut NZZ erwachsen)
Erich Hänzi
Scott Sutter (sofern in die Engländer nicht abwerben, Capello ist schon lange an ihm dran)
Badille Lubamba (Schweizer Nati Teamstütze aus Trosseros Zeiten)

Mittelfeld:

Rakitic
Petric
Mascheron (auch Chancentod genannt und bleibt deshalb wohl Zuhause.)
Dzemaili (wird wohl auf den Zug aufspringen können, zu Lasten von Gelson)
Chiumiento (sofern er kein Konzert im KKL in Luzern geben muss; und villeicht spielt er ja auch für die Italos)
Davide Calla (wird wohl wegen eines Kreuzbandrisses den Anlass verpassen)
David Pallas (Uefagöpp Held des FCZ und Identifikationsfigur im VFL Bochum)

Sturm:

Tscherno Bieli Sohn einer Rübe (macht evlt. ein eigenes Team mit Russland Hatlonowich)
Andre Möff
Marco Streller (tritt voraussichtlich 2 Tage vor der WM zurück und ist darum erst 2 Tage nach der WM wieder dabei)
Alain Nef (gelernter Mittelfeldstürmer, war in derselben Klasse wie Daniela van Buyten)



Selbstverständlich steht es allen Experten offen, meine Vorschläge durch sich aufdrängende Spieler zu ersetzen.

A gitten Simmer!

Montag, 26. Oktober 2009

Neueröffnung der koscheren Bäckerei in Zürich

Le roi est mort, vive le roi! Den Gerüchten über die Schliessung der Bollag-Bäckerei folgte dessen Gewissheit. Den Gerüchten über mögliche Nachfolger folgte hernach die Gewissheit: Habemus Bäcker! Und zwar ist nun sogar dessen Name bekannt: Payssech Moische Bernsohn.
Richtig, der Fahrlehrer wird nun zum Träger der Bäckerei. Aus aktuellem Anlass lassen wir eine Auflistung der möglichen Auswirkung dieses friendly takeovers zwischen Kulinarik und der Chauffeur-Pädagogik in den Äther steigen:
1. Weggli haben künftig eine eingebaute Hupe. Die Gipfeli werden ab sofort in L-Form hergestellt.
2. Ab sofort werden in der koscheren Bäckerei sämtliche Formel 1-Rennen übertragen.
3. Die Bäckerei ist ab sofort Sponsorin des einzigen und wahrhaften Chauffeurs dieser Stadt.
4. Akute Erstickungssymptome aufgrund Wüstensturm-Konditen werden zum eingeplanten Anwendungsfall für den Nothelferkurs. Atmet er? Brösmelet es noch?
5. Aufgrund des sehr verdächtigen Vornamens des Inhabers darf auch die Fahrschule ab dem Seder während 613 Stunden nicht offen sein.
6. Was heisst: An Pessach hat der Inhaber gar nicht erst in Zürich zu sein, wenn er nicht bis in die Haarwurzeln in Aluminium gewickelt ist!!!
7. Die altehrwürdige Produktionsstätte an der Brauerstrasse, welche bereits als Requisite für Filme hinhalten musste, wird ab sofort zum Ausgangspunkt und Zieleinfahrt des Stadt-GP's von Zürich.
8. Aufgrund dieser Risiken-Diversifizierung wird sich die jüdische Konkurrenz ebenfalls darum bemühen, in andere Geschäftsbereiche einzusteigen. Metzgerei? Reiseleitung? Etwas in Computer? Schaffen in Real Estate?
9. Endlich wird vom Gemischtwaren-einbisschenvonallem-"Konzept abgekehrt und solides Backniveau mit kurzen Wartezeiten und zufriedenen Kunden erstellt. Haleway.

Das Lieben der Anderen

Gonzens waren unlängst zu Besuch in der Stadt der Liebe. Und das nicht mal um ihrer selbst Willen, sondern um die Liebe von Anderen zu beglückwünschen. So sei’s. Man steigt am Freitag Mittag einer Parade-Stresseinlage in ein Flugzeug, als sei man so ein Wochentagspendler, kommt in Paris an, findet im besten Oktober-Nieselregen sein Hotel und stürzt gerade so in den Shabbes. Hotel? Na ja, für Paris bezahlt man so seinen Preis, und der ist auch für moderat-bescheidene Bleiben dennoch nicht sehr unprätentiös. Wie dem auch sei. Man gönnt sich ja sonst nichts; oder fast nichts.
Freitag Abend also an der Rue Buffault in der portugiesisch-spanischen Synagoge gelandet, einer Gebetesstätte des Göttlichen Kitschs. Der Rabbiner ist auch ein Pfrabbiner, spricht am Freitag Abend geschlagene 15 Minuten von einer Redenkanzel. Der Aron haKodesh ist mit ca. 613 Meter hohen purpurnen Samt-Vorhängen bestückt, der Emporenbalkon des Arons sowie die ganzen Gänge mit einem ebensolchen Teppich. In der Mitte die Bimah mit viel Blingbling, Glanz und Schein. So. Und die Frauen? Die sitzen - wenn sie wollen - oben in den ersten Stock. Oder aber sie setzen sich auf diese seltsamen seitlichen Plätze, die fast einen Brügglifeld-Seitentribünen-Groove vermitteln (mit dem klitzekleinen Unterschied, dass Paris im Gegensatz zu Aarau eine Disco hat) und durchbohren die Männer mit prüfendem Blick während des ganzen Dawenens. Das Dawenen an sich ist auch nicht ohne. Der Chasan (Akustik durch Pringles-Mimik untermalend) steht mitten auf der Bimah und singt in Abwechslung mit erlaucht-erwählten Junioren-„Talenten“. Ganz vorne steht noch so einer mit Toga und Börni San-Hut, welcher aber nur Kaddeishim vorsagen darf, singt aber auch nicht übel. Herzstück der Kabbalat Shabbat bildet aber ein drei-bis-vier-köpfiger Männerchor, davon drei mit Anzug und Fliege und einer in Jeans und Kapuzenpulli, deren Qualifikationen ich hier mal nicht zu beurteilen wage. Der Kapuziner jedenfalls hatte sicher vor allem andere Stärken. Eine war es beispielsweise, die Endsilben jeder Einlage (obschon er vorher nicht ein Wort richtig ausgesprochen hatte) mir expressis vocis voll ins Ohr zu gargeln, was ich natürlich in meiner üblichen Vor-Shabbes-Schlaftrunkenheit ungemein zu schätzen wusste. Ungemein. Zu erwähnen bleiben in Frankreich dann natürlich auch die Gabbaim. Die führen einen speziellen Anzug und einen wahrhaften, geschwungenen und ornierten Napoleon-Hut spazieren, im Andenken dessen, dass Napoleon den französischen „Consistoire Central des Israelites“ (a.k.a. den frz. SIG) gegründet hatte. Auch gut.
Der Abend ging dann irgendwo zwischen marrokanischem Couscous, israelischen Wein und saftigen Früchten zu Ende.

Shabbes Morgen dann Akt II an der Rue Buffault, wieder ein sfardisches Dawen-Spektakel, wobei man sich vorsorglich mit den Gebetszeiten auseinandergesetzt hatte, entsprechend spät aufkreuzte und zudem Verstärkung in personam Tanelchens und seiner Versprochenen geniessen durfte.
Anschliessend solitär-elitärer Spaziergang durch Montmartre, Sacré Coeur und spektakulärer Ausblick auf den Eiffelturm und gemütlicher Ausklang des Siebten Tages.

Wie vereinbart gab man sich dann einen Höhepunkt koscherer Kulinarik in Paris, welcher an dieser Stelle wärmstens empfohlen wird: Besuch des Restaurants "Darjeeling". Vor der Türe merkt man nicht mal, ob man wirklich am richtigen Ort ist, dezente Platzierung der Mesusa und keine Leuchtraketen um den Hechsher. Dafür leuchtet das Restaurant in orange, gelungener Farbe und typisch indischen Ornamenten und einer gut getroffener Lautstärke der passenden Hintergrundmusik. Die Menüs machen Angst, weil man etwa eine Stunde braucht, bis man alles gelesen hat (darunter auch ein geschichtlicher Abriss über Indien und seine Juden), Vorspeisen bis zum Umfallen, Dal, Naan und Curries soweit das Auge reicht. Für die schwachen Phasen des Gurens hat es eine ganze Seite Vegetarisches, ansonsten alles Mögliche mit wenig Rind, viel Poulet und exquisitem Lamm. Und dazu natürlich eine koschere Weinkarte, deren Inhalt in Zürich teils nicht mal im Laden so preiswert ist. In Kürze: Man hatte sich vorgenommen, nicht zu viel zu essen, weil die eigentliche Hochzeit noch bevorstand. Und scheiterte kläglich und hochkant. Ein Feuerwerk und ein absolutes Muss für jeden heimischen Paris-Besucher (angeblich gehen nicht-jüdische Inder ins Darjeeling, wenn sie in Paris essen wollen wie zuhause - ein Merkmal, das sich die koscheren Institutionen in der Schweiz mal qualitätsmässig vor Augen führen möchten).
Der Rest ist schnell erzählt. Man wünscht jedem Schweizer Juden, mal an einem Sonntag an der Rue de Rosiers vorbeizuschlendern und Falaffel- und Shwarmastände mit einer Schlange draussen zu bewundern, welche die monatliche Anzahl Besucher bei Van Djik in den Schatten stellen. Da stehen Myriaden von Ladenbesitzer draussen auf der Strasse, drücken Dir nach Bezahlung eine Quittung in die Hand und Du gehst dann hin und holst Dir an der Aussentheke Deine Bratkuh ab. Wahnsinn (und wiederum: bei Weitem nicht nur Vertreter der Volksfront von Judäa). Mal ganz abgesehen davon, dass das Quartier für Flanierer und sonstige Vorigzeithabende etwas vom Angenehmsten in dieser Art in Europa ist.
Der Rest ist dann ziemlich schnell erzählt. Hochzeit, sehr schmackhaft gestopfte Gänse (aller Art), die spontane Yareach-Einlage und viele Lechayims vor einer viel zu kurzen Nacht mit anschliessender Katze und der Supergau, welcher natürlich nicht fehlen durfte: Um 13:27 Login am Arbeitsplatz.

Israel zu Gast in der Schweiz

Bekanntlicherweise gastierte die israelische Nati am 14. Oktober in Basel für das letzte WM-Quali-Spiel. Das wenig spektakuläre Spiel ersparte uns Zuschauern Gott sei Dank den befürchteten Schwall an anti-Israel-Äusserungen im Publikum. Tortzdem blieb auch rund um dieses Spiel nicht alles ganz so ruhig, wie man es sich wünschen würde. Hier 2 Beispiele dafür, dass es wohl seine Berechtiung hat, solchen Spielen fern zu bleiben:

1.) Vor dem Spiel trieb sich vor dem Stadion eine Figur im PLO-Schal und mit einer Palästina-Fahne behangen rum. Mit einer Hand verteilte er Flugblätter und mit der anderen hielt er ein Megaphon, in welches er ununterbrochen "Israel isch en Apartheidsstaat" brüllte (und zwar in der militanten Version der "hey-Mitbürger-horcht-auf-!-mir-ist-da-was-aufgefallen"-Stimme). Darauf hin musste ich ihm erstmals ins Gesicht brüllen, dass ich der Meinung bin, dass auf eine sehr nahe weibliche Verwandte von ihm dasselbe zutrifft.
Als er dann begann, mit Kreide auf den Boden zu sudeln, wurde es auch mir zu bunt. Nachdem er schon bei "FREE P" angelangt war, stellte ich mich an die Stelle, wo wohl das "A" hingekommen sollte. Als es nicht mal half, dass ich ihm die Kreide auf der Hand getreten habe, wendete ich mich an die daneben stehenden Polizisten. Während mir der Stabilo-Boss-Neon-Schlumpf erklärte, dass er leider nichts machen kann, waren im Hintergrund schon zwei Playmobil-Schlümpfe in Vollmontur am Werk. Äusserst dramatisch pakten sie ihn an Armen und Beinen und schleppten ihn davon.
Als Fazit muss ich anbringen, was ich dem Zuschauer, der mich auf die Szene angesprochen hat, gesagt habe: Der Inhalt, dieses Rumgebrülle interessiert mich nicht einmal. Ich war in Basel, um mir ein Fussballspiel anzusehen und um zu sehen, wie sich unsere Nati für die WM qualifiziert. Punkt! Alles andere hat an einem Fussballspiel nichts, aber auch gar nichts verloren. FERTIG.

2) Als wir nach dem Spiel auf den Zug warteten (ich hatte neben dem Käppchen notabene ein schweizer Leibchen und Schal an), sagte irgendein halbtrunkener Fan aus dem Osten "Em Cheppli no z'urtaile isch daas aber kchene vo üüs". Auch er musste mal ordentlich angesungen werden. Und auch wenn die meisten seiner Kollegen eingesehen haben, dass er Müll rausgelassen hat, war die Szene schon bedenklich. Denn leider dokumentiert sie wohl, dass ganz viele Schweizer immer noch nicht begriffen haben, dass Juden auch Schweizer sein können.

Leider haben diese Erlebnisse einmal mehr gezeigt, womit wir uns in der Schweiz so rumschlagen müssen. Mit undifferenziertem Israel-Hass (wer sagt, dass in Israel Apartheid herrsche, hat sich offensichtlich schlecht oder gar nicht mit der Situation auseinandergesetzt) sowie mit der traurigen Realität, dass Juden immer noch viel zu oft gar nicht für Schweizer gehalten werden sonder als Fremdlinge betrachtet werden. Und wie in der Schweiz mit Fremdlingen umgegangen wird, wissen wir ja leider schon zu gut.

In diesem Sinne wünsche ich allen eine schöne WM und freue mich schon auf die Begenung in Südafrika zwischen Hans Müller und Mwoni Kinbeke (sein Alibi-Freund), wenn Müller dann sagt: "Hey lueg! Das isch ja en ächte Mänsche mit Ohre und Auge... Hätti nöd dänkt..."

Sonntag, 25. Oktober 2009

Paaaaalo, noooooo! Ma non è possibile!!!

Für all diejenigen, welche sich angesichts der letzten CL-Leistung gegen Marseille gefragt haben, ob wir jemals besser ausgesehen haben, rufen wir die grossartige Leistung vor zwei Wochen wieder in Erinnerung. Und noch etwas grossartiger ist sogar die Entdeckung dieser Kommentatorenlegende. Würd ja nicht verwundern, wenn da ein Paramedic jeweils in Griffnähe beordert wird...

Montag, 19. Oktober 2009

Taktikstunde mit Onkel Lino (1): Milan - Roma

Verehrte Leser und -innen,

Bei der gestrigen Betrachtung des Serie A Klassikers Haguah - SK Jugoslavija, oder war es Milan - Roma, habe ich mich entschlossen für Sie, verehrte Leser dieses Leitmediums, die beste Szene des Spiels ein bisschen näher zu betrachten. Diese Serie wird in Zukunft in loser Folge weitergeführt, Anregungen oder Kommentare sind natürlich erwünscht.

Matchkritik:
Die Roma war in der ersten Halbzeit hoch überlegen und deckte mit ihrem Schonungslosen Pressing die Limiten und Defizite der überalterten Milan Mannschaft auf. Die Roma ging bereits nach 3min in Führung und hätte in der ersten Halbzeit locker noch weiter Tore erzielen können. Milan wurde zur Halbzeit gnadenlos von den eigenen Fans ausgepfiffen. Leider wusste auch Churban Brünzel nicht was der Coach von Milan, Leonardo, in der Kabine gesagt hatte, denn das Team kam wie verwandelt zurück auf den Platz. Plötzlich wurde gekämpft wurde ein Pressing aufgezogen und die Stürmer besser, oder überhaupt, in Szene gesetzt. Nach einem Foul an Nesta im Strafraum nach einer Ecke versenkte Ronaldinho den Penalty sicher und konnte den verdienten Ausgleich erzielen. 9min später kam er dann, der magische Moment. Nach einem beinahe Ballverlust von Ronaldinho schien es, als würde er von der Mittellinie einfach einen Ball nach vorne schlagen, als plötzlich Pato ins Bild stürmt, den Ball mit der Brust mitnimmt und im gleichen Bewegungsablauf den Ball ins Tor versenkt. Sensationell. Alles andere danach war nur noch Zugabe und verdient keiner näheren Betrachtung.

Szenenapplaus:
Um die oben beschriebene Szene besser zu verstehen und zu Hause nach zu machen, wird sie hier noch einmal mit einer Skizze näher beschrieben und mit bewegten Bilder verdeutlicht.



1- Ronaldinho nimmt den Ball und zieht in die Mitte
2- Gleichzeitig sprintet Pato los und nimmt den langen Ball mit der Brust mit
3- Er lässt den Torhüter aussteigen und spielt Ball überlegt ins Tor.

Ich habe keine Ahnung ob man so etwas üben kann oder wie Pato das sehen konnte, das Ronaldinho diesen Ball noch spielen wird, aber meine Hochachtung vor dieser Fussballkunst haben sie.

Und hier in bewegten Bildern: Link

Für Verletzungen und Misserfolge beim Üben übernehme ich keine Verantwortung

Euer herzallerliebster

Onkel

Sonntag, 18. Oktober 2009

Dienstag, 13. Oktober 2009

Wie schüttle ich meinen Lulav ?

Numero uno ist vor allem aufgrund seiner Theorien interessant. Chalav Israel gibt grosse Hände. Gut, die Gangster-Lulav-Schüttelmethode ist auch nicht von schlechten Eltern.
Hier hingegen fällt vor allem die Akribie und die Metrik des Schütteln auf. Als wär er selbst aus einem Notenheft herausgeschüttelt worden. Mit der Zeit wird der Clip langweilig, genau deshalb in einem zweiten Schub aber auch wieder ulkig.

Und dann hätten wir noch einen Beitrag, der zwar nix mit Sukkes oder Lulavim zu tun hat, aber dem hat jemand als Säugling sonstwie die Milch zu fest geschüttelt. Zuschauen allein macht schon schwindlig, und man vergisst, dass da teils Beton, Kanten und einfach nur abartige Kräfte und Knochentraining im Spiel sind...

Freitag, 9. Oktober 2009

Ich bin schockiert!

Mit Trauer muss leider dieser Artikel gepostet werden. Zum lesen einfach draufklicken.

Wir danken unserem lybischen Korrespondenten.


Mittwoch, 7. Oktober 2009

Das Sukkot-Fest und die Zeichen der Zeit

(Morgenstund hat Gonz im Mund)
Manchmal ist es unausweichlich, gewisse Dinge beim Namen zu nennen. Restaurateure gehören verbal ausgepeitscht, wenn deren geschmackliche und geruchliche Irrungen den guten Geschmack beleidigen. Markthirschen gehört auf die Pfoten gehauen, wenn sie ihre entsprechende Macht missbrauchen. Selbsternannten Sprachrohr-Journalisten gehört in die Nüsse getreten, wenn sie es für unabdingbar erachten, die Öffentlichkeit von ihren Pipi-Inkontinenz-Problemen zu informieren.
Und zuweilen setzt man sich aber auch einfach auf eine Parkbank im Rieterpark, legt seinen Spazierstock beiseite, krault sich (oder seinem Senioren-Biersturz-Kollegen) den Bart zurecht und verdreht im 18.613°-Winkel die Augen nach links oben. Da dort aber genau die Sonne steht, geht das natürlich nicht allzu lange. Man blinzelt also verstört, als hätte man das erste Mal in die Sonne gesehen und hat nun während einer Stunde einen violetten Fleck im Blickfeld (zum Glück ist der Sturzbier-Kumpane Arzt und kann umgehende Entwarnung geben). Der Gedanke aber, der immerzu wiederkehrende und in seiner melancholisch-drückenden Tiefe beengende Gedanke bleibt unausweichlich: Früher war alles besser.
Und was kommt denn eher gelegen, als das Sukkot-Fest, um dies festzustellen. Man gedenkt einer Zeit, welche so lange zurückliegt, assoziiert das ganze mit Freude (Sman Simchateinu) und hat aber dennoch so viele Gründe, um vor Wehmut fast zu schmelzen. In wirrer und zusammenhangsloser Abfolge deshalb die frustrierendsten früher-war-alles-besser-Argumente:

- Die Sukka selbst: Früher hatte man noch selbst gebaute, geflickte und ausgebesserte Sukkot, welche man im Schweisse des Angesichts aufstellte und sich am Ende mit einem Simchesnaches-Seufzer auf die Schulter klopfte (pfuipfui-Häretiker hätten vielleicht sogar ein kühles Blondes hervorgezaubert) und noch wusste, was man hier für ein sensationelles Werk aufgestellt hatte. Heute? Heute hat man so eine Fisher Price-Version, welche im besten Fall noch die zionistischen oder FCZ-Farben trägt, zu 100% aus einem synthetischem Plastiksegel und Schnürsenkeln besteht. Das Gerüst oder was man früher noch Wände nannte, sind heute absolute Lustkiller-Metallstangen mit Einhak-Mechanismus und zur absoluten Selbstvermeierung auch noch eine horizontale Querstange aufweisen, damit man sich wenigstens selbst glauben lässt, das sei jetzt eine Wand.
- Der Sukka-Schmuck. Wer hat heute noch Zeit, sich hinzusetzen und die Ushpisin abzuzeichnen oder verzierte Kunstwerke anzufertigen, um sich am Abend dann stolz auf die Brust zu klopfen und zu sagen: „Hab ich gemacht, ganz alleine!“ Was dann? Wir warten einstweilen immer noch auf Her Majesty’s Scherenschnitt; schon 5 Jahre mit Getöse angekündigt, jedes Jahr vertröstet und immer noch nicht die Spur. Man hat sich zu schämen. Und ja, hach, wie war’s doch früher besser.
- Das Schüttelgebüschset. Gut, die Problematik, wie man das Prozession einem Gentilen oder Andersgläubigen erklären soll ist eine Wissenschaft für sich. Da nimmt sich ein Jude also ein Ornament-Set in (je nach orthodoxer Schattierung) meist genau abgezählter Variation, sticht damit einem Samurai gleich in alle Himmelsrichtungen und raschelt dabei einen Hidur hinzu und murmelt seine Gebete. Wo gibt’s denn sowas? Aber auch hier sind die Zeichen der Zeit unmissverständlich und unübersehbar. Früher waren die Basare für den Erwerb des Herbstgemüses ein Ereignis sondergleichen. Man folgte dem Bappi auf den Markt der IRG, wo verschiedene Erwerbende mit minutiöser Sorgfalt und entsprechenden Messinstrumenten und Pilpulim das passendste Strauchset erkürten und -warben. Nicht zu sprechen vom Etrog, der immer in einer eigenen Kartonschachtel und einem fasrighaarigen Umfass daher kam, und diesem zweitbesten Geruchsobjekt des Judentums (knapp hinter dem Tschulentgeruch, wenn man am Shabbesmorgen die Wohnung abschreitet und knapp vor Comblox‘ Heringfahne beim Kiddush) in den ihm gebührenden Respekt einbettete. Heute? Da ist die Kartonschachtel bedruckt, als sei’s eine Packung Sneakers und der Scheitelschutz des Etrogs ist einem blassen und lusttötendem Kunststoff gewichen. Als würde es sich um eine künstliche Hüfte handeln. Keine Romantik, keine Seele, gar nichts. Wenn da nur nicht dieser fantastische Duft wäre...
- Früher war natürlich auch noch das Wetter besser. Man musste sich ob des eitel blendenden Sonnenscheins unter den rettenden Schatten des S’chach’s (wie hasse ich es, dieses Wort auf Deutsch schriftlich wiederzugeben) retten, dort epische Schlachten gegen ganze Wespenschwärme (natürlich unter Zuhilfenahme eines Papptellers) erleiden und am Ende frohen Mutes stichlos wieder in die gute Stube ziehen. Heute? Da ist das Wetter absolut undefinierbar - wissenschaftlich erwiesene Gründe sind natürlich die Erderwärmung, der Feinstaub, El Niño sowie die Ausläufe des Chaser-Pfnüsels - und man weiss am Morgen nicht, was am Nachmittag noch alles reinregnen wird. Und die eine Hand weiss nicht, was die andere tut (passt zwar nicht, kam mir jetzt aber auch in den Sinn).

Dienstag, 6. Oktober 2009

Wherever I may roam...