Kenner der Szene hatten den Wahlausgang der jüngsten Gemeinderatswahlen schon lange prognostiziert, Skeptiker waren doch etwas überrascht, dass Longo bereits im ersten Anlauf den Eingang ins Stadtparlament gefunden hat. Chassidus Chübelsack hat in einem brandheissen Interview die brisantesten und weniger relevante Fragen direkt an den Kopf der Woche gerichtet.
1'677 Stimmen, wir gratulieren. Wie, denkst Du, setzen sich Deine Stimmen zusammen? In welchem Programmpunkt hat sich Deine Werbekampagne besonders erfolgreich erwiesen?
Besten Dank vor allem auch denjenigen mutigen Wählern, die ihre ideologischen Überzeugungen zur Seite schoben und sich dazu überwinden konnten, mir ihre Stimme zu geben.
Die überwiegende Anzahl der Stimmen kommt wohl aus dem traditionellen SVP-Lager. Die weiteren Stimmen, und damit diejenigen die zum doch sehr guten Resultat beigetragen haben, kommen aus der Tschulentkonsumienrenden Ecke. Eine aktive Wahlkampagne habe ich nicht geführt, bin jedoch davon überzeugt, dass es zahlreichen Wählern nicht entgangen ist, was für ein Messirus Nefesch ich Schubbes für Schubbes beim Heringschneiden an den Tag lege . . .
Inwiefern glaubst Du, hat sich eine massgebliche jüdischen Enge-Wählerschaft dazu überzeugen lassen, für die SVP zu wählen, welche doch ziemlich plakativ gegen Randgruppen und insbesondere Ausländer politisiert?
"Gegen Randgruppen und insbesondere Ausländer politisiert"--> von dieser Aussage distanziere ich mich und bestreite ihre Richtigkeit. Die SVP spricht, zusammen mit anderen Themen, die Problematik der überdurchschnittlich hohen Anzahl der kriminellen Ausländer an, alles andere sind haltlose Unterstellungen.
Ist es nicht so, dass die SVP auch gegen die Überfremdung politisiert, nicht zuletzt durch die Thematisierung eines deutschen Filzes an den Zürcher Hochschulen und einer diesbezüglichen Überfremdung?
Korrekt, diese Frage ist erlaubt, ich bin auch mit der Anti-Deutschenkampagne in dieser Form nicht einverstanden (habe dies auch immer gesagt).
Vielleicht sind einige Mitglieder halt einfach weniger verbissen, und rennen nicht sofort in den Luftschutzkeller wenn sie das Wort SVP hören. Sie diskutieren und informieren sich, bilden dann sorgfältig ihre Meinung. Ausserdem können sie vielleicht zwischen der Partei als solchen und mir als Kandidat eine Unterscheidung treffen.
Könntest Du die Frage noch beantworten? Woraus entsteht Deiner Meinung nach das Bedürfnis im Judentum Zürichs, sich mit Initiativen gegen Überfremdung, gegen eine plurireligiöse Gesellschaft (mit Bezug zur Minarett-Initiative) zu identifizieren, welche Partei derart plakativ mit Symbolen, Karikaturen und überzeichneten Kampagnen politisiert?
Teile der Mitgliederschaft können sehr wohl, wie gesagt, zwischen Partei und Kandidat unterscheiden. Es gibt sicher auch solche, die auch sonst SVP wählen würden. Auch nichtjüdische Freunde hätten mich trotz anderer Auffassungen gewählt. . . Die Freundschaft zählte mehr wie Deine aufgeworfenen Überlegungen. So lange man in einer demokratisch-aktzeptierten Partei politisiert, hätte ich warscheinlich für die Grünen, SP, FDP, CVP, GLP ins Rennen steigen und Stimmen kassieren können.
Überfremdung, gegen eine plurireligiöse Gesellschaft (...) da stimme ich mit Dir einfach nicht überein. Siehe die Minarettdiskussion im Blog. Es geht niemandem bei uns um die Fremdenfeindlichkeit oder sonst was in diese Richtung. Du kennst uns doch alle. Wie viele sind mit Ausländern verheiratet oder arbeiten in internationalen Unternehmen? Ausserdem sind wir praktizierende Jidden und keine Ausländerhasser. Es ist lächerlich so zu behaupten. Ich mache weniger rassitische Witze wie zahlreiche Mitglieder in Wollishofen. Einmal hatte ein SVP Politiker sich in diese Richtung in einer Publikation geäussert, worauf ich mich dagegen gewehrt hatte. Auch wurde er von dem Parteikader in die Schranken gewiesen.
Als Beweis, hätte ich mich für die Schweizer Demokraten (m.E. eine linke Partei) aufstellen lassen, hätte ich keine jüdische Stimme kassiert. Das ist zweifellos eine fremdenfeindliche Partei. Man darf sich von dem fundamentalitischen Islam in Europa fürchten ohne als Ausländerfeindlich gelten zu müssen.
Die "Ausländerhasser"-Aussagen sind von Dir ins Spiel gebracht worden. So etwas behauptet niemand. Es wird nur in Frage gestellt, wie man sich eben als plurinationale Gesellschaft eben mit ausländerfeindlichen Thematiken, welche eben von der zu wählenden Partrei aufgegriffen werden (und dies wohlbemerkt bei Weitem nicht nur in der sogenannten "deutschen Uni-Filz"-Diskussion), umgehen kann.
Ob die SD eine linke Partei ist, werden wir gerne zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgreifen. Wenn weniger die Partei und mehr der Kandidat im Vordergrund steht, wieso hast Du Dich dann nicht für eine andere Partei wie die FDP auf die Liste setzen lassen, welche die von Dir im Wahlkampf portierten Anliegen (Zitat: niedrigere Steuern, Gebühren und Abgaben, Senkung der Steuern) sich ebenso prägnant einsetzt (siehe http://www.fdp-zhstadt.ch/seite.php?page=26)?
Was mich von der FDP unterscheidet? Von der "alten" Zürcher FDP im Stil von Filippo Leutenegger nicht sehr viel. Die heutige FDP, insbesondere die zürcher Version, ist mir in Gesellschaftspolitischen Fragen zu sehr links und biedert sich Sozialisten in zahlreichen anderen Themen zu sehr an. Auch Israel ist ein Thema.
Die SVP ist primär eine wertkonservative Wirtschaftspartei (teilweise ähnlich wie die Republikaner in den USA). Ich lege nicht für alle Mitglieder meine Hand ins Feuer, würder dies aber bei keiner anderen PArtei tun.
Diese Aussage, die SVP sei eine wertkonservative Wirtschaftspartei, ist zumindest sehr fragwürdig, im Wahlkampf agiert sie jeweils sehr weit davon entfernt und sehr nahe bei der populistischen Ecke.
Wie muss man sich den Wettstreit der SVP gegen die Linken und Naiven im Stadtparlament vorstellen? Was hat diesbezüglich die Wahlrunde 2010 besonders gezeitigt?
Eine interessante Frage, die sich so noch nicht beantworten lässt. Es scheint, als ob man den linken, naiven und netten gerne Exekutivaufgaben zumutet, im Parlament jedoch eine knappe bürgerliche Mehrheit bevorzugt.
Ist zu befürchten, dass aufgrund dieser Wahl dieses Jahr die ominösen Pessach-Chumres besonders chumredig ausfallen werden?
Auf jeden Fall. Alle Mitglieder des vereinigten Mazzehmovment (VMM) sollten sich besonders warm anziehen. Die Hardliner wollen sich dieses Jahr gemäss anonymen Quellen mit noch nie dagewesenen Chumres profilieren. So heisst es in einem noch nicht publizierten Antrag, dass es verboten ist, al Dente auf SF1 zu schauen; das gleiche könnte auch für den Kassensturz gelten, wenn Lebensmittel unter die Lupe genommen werden (Ausnahme Manischewitzprodukte). Des Weiteren wird dieses Jahr empfohlen, während den Feiertagen stets eine Schweinegrippemaske zu tragen, um dem Tessinerbrotfeinstaub entgegenzuwirken (im Koschercity und im Hiltl auf Anfrage erhältlich).
Wir sind in dem Fall froh, dass die Chumres-Grippe noch nicht auf Hiltl-Besuche übergeschwappt ist, was ja aber noch werden kann. Gibt es eigentlich einen Zusammenhang zwischen Deiner Wahl und 09/11 (ausgeloste Zuschauerfrage)?
Es scheint mittlerweile doch kein Geheimnis mehr zu sein, dass der neugewählte GR stolzer träger des orangen Karategürtels (habsuizikokikikoizumiozara)ist. Nach den fatalen 9/11 Ereignissen ist die Gesellschaft sicher noch mehr auf die persönliche Sicherheit sensibilisiert und hat deshalb zu ihrer Verteidigung einen ausgewiesenen Kampfsportler ins städtische Parlament gewählt.
Wirst Du Dich im Zuge der Querelen um den bereits baufälligen Letzigrund für das Stadionprojekt auf dem Saffainseli einsetzen?
Auf jeden Fall. Möglich ist auch ein Ausbau des „Roten-Platzes“ bei Gymn. Freudenberg. Nicht zuletzt Gemeinderabbiner L. würde dieses Projekt unterstützen, da er sich dann trotz TV-freienwohnung vom Balkon aus als waschechter Fissbullfan präsentieren kann.
Wo die Qualität derzeit auch nicht viel tiefer ist als derzeit im Letzigrund. Als guter Zürcher Kurvengänger ist Dir aufgefallen, dass jetzt im Letzigrund Minarette stehen. Wie geht das mit Deiner politischen Überzeugung einher? Wirst Du diesbezüglich erste Vorstösse im Zürcher Gemeinderat einbringen?
Nach zahlreichen schlaflosen Nächten, und der Befürchtung dass bald noch ein Muezzin als Stadionsprecher eingesetzt wird, habe ich mich entschieden einen Vorstoss zu lancieren, der künftige Spiele nur noch auf der Klopstockwiese austragen lässt.
Wir würden gerne aufgrund Deiner Einflussnahme im Parlament im Letzigrund, das ja der Stadt gehört, künftig koschere Hotdogs konsumieren können. Wie stehen die Chancen hierzu?
Erste Verhandlungen mit den Stadionbetreibern haben bereits unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. Mit den Hot Dogs wird es schwierig, da der Konsum von Gammelfleisch auf dem Stadiongelände strikte untersagt ist. Im Sinne eines Kompromisses wird aber eventuell Tschulent in einer Gulaschschleuder (CC Reporter, wollte Euren Artikel dazu verlinken…) serviert. Natürlich habe ich stets ein offenes Ohr für weitere Vorschläge.
Ein anderer Punkt auf Deiner (anderen) Agenda war Gerüchten zufolge die Thematisierung eines umfassenden Eruvs zwischen Albisgüetli und Herrliberg. Wie weit sind wir hier?
Beim nächsten Buurezmorge ist dieses Thema weit oben auf der Traktandenliste anzutreffen. Dazu wird der Vorsteher des Hochbaudepartments sowie ein prominenter Vertreter des Wächterrats Stellung nehmen.
Wird in Zukunft auch das renovierte Gemeindehaus der IRGZ als Wahllokal dienen oder weiterhin das umstrittene Internet?
Wenn man den Asbest mal losgeworden ist, wird dort ein modernes Wahllokal entstehen. Zurzeit wird ein Konzept erstellt, damit die Wähler einfacher die Wahlurnen von den Zdokkohbüchsen unterscheiden können. Die Chevras Noschim wird am Wahlsonntag jeweils Kaffi und Chueche servieren. Die jüngsten Hochrechnungen wird Paddy K. auf jiddisch kommentieren.