Donnerstag, 27. August 2009

Punk Meyer


Zur Abwechslung mal wieder ein origineller Beitrag aus der Serie jüdisch-seltsamer kultureller Beiträge von ännet des Teichs. Wieder mal ist es Stehaufmännchen Y-Love, der inzwischen in fast jedem zweiten Clip seine Erscheinung feiert (so auch kurz im letzten Clip von EPHRYME), der uns diesmal seine tiefgründigen Erkenntnisse zu Gewaltenteilung und Korruption offenbart. Auf dass wir alle mit seiner moyredigen Hasmode steigen mögen, wochentags, am Shabbes, wenn der FCZ spielt, wenn nicht, was auch immer.
An dieser Stelle sei eine kleine Anekdote wiedergegeben, welche im Kult Online (wärmstens zur Lektüre empfohlen) letzthin erschienen ist. Der anzupreisende Kolumnatör heisst Thomas Meyer und ist dem Anschein nach auch jüdisch (der Chug Genealogie für Schlaflose ist jedenfalls bereits avisiert und hat seine Aussenkorrespondenten zur Ahnenforschung nach Gummihalslandia und in die Vorbezirke Novosibirsk ausschwärmen lassen). Jedenfalls war er zu einer Hochzeit in Israel geladen und hat seine Eindrücke folgendermassen zusammengefasst:

Man schleppt sich

Mein Freund Gad aus Israel hat mich an seine Hochzeit eingeladen. Schon am Flughafen Zürich beglückwünschte mich der Sicherheitsbeamte, als ich the reason of my journey angab: "Ah! A wedding! Masel tov!" Selbiges dann in Tel Aviv, als mein Pass gestempelt wurde: "A wedding! Masel tov!"

Am nächsten Tag traf ich mich mit Freunden von Gad für die gemeinsame Anreise zum Fest, das in einem Kibbutz im Norden stattfinden sollte. Wie sich herausstellte, war ich der einzige in Anzug und Krawatte, was die Frauen dazu ermunterte, die jüdische Mutter in ihnen ausrufen zu lassen: "But you're going to be hot!"

Mindestens siebenmal musste ich beschwören, dass ich mich trotz Jackett und Krawatte wohlfühle, und selbst wenn nicht; hier heirate schliesslich einer, da stehe es ja wohl ausser Frage, dass man sich in Schale werfe.

Schallendes Gelächter; dies sei Israel, hier müsse man nichts. Don't be so Swiss!

Im Kibbutz angekommen, begrüsste mich Gads Vater: "How do you do?"
Ich: "I'm fine, thank you, Sir."
Er: "Do you know why they say this?"

Es ist sehr jüdisch, einander Wissen zu vermitteln, auch wenn man eigentlich gar nicht will, aber hier lohnte es sich: "Because in New York, the Jews greeted each other by: Nu, wus macht a Jid?; and the Americans, they made out of this: How do you do."

Ich: "Okay, wus macht a Jid?"
Er: "Nu, man schleppt sich."

Es ist auch sehr jüdisch, dass man sich schleppt. Man schleppte sich also in den Garten, wo die Zeremonie begann. Sie wurde von einem freundlichen jungen Rabbiner geführt, der eine enorme Nase hatte.

"Hat aber eine enorme Nase, der Jud", dachte ich mir, und dann: "Thomas! Du sollst nicht solche Sachen denken! Bist doch selber Jud!" Aber so passiert das halt dann im Kopf. Auch beim Jud.

Der Rabbiner sang, die Gäste sangen, Gad gelobte, im Falle einer Scheidung 20 Kamele zu bezahlen, was etwas anachronistisch war, man rechnet heute eigentlich in Dollar, und dann ging man über zu Speis und Tanz. Vor allem aber zum Trank.

Später sprang die Braut im Brautkleid in den Pool, und dann sprangen alle anderen in den Pool. Ich war totally Swiss und schonte meinen Anzug. Schliesslich kotzte die Braut noch auf die Tanzfläche, um sich dann im Schoss ihres Gatten niederzulassen, von wo sie nicht mehr wegzubewegen war, was ihn sehr amüsierte.

Sollten Sie die Möglichkeit haben, an einer jüdischen Hochzeit teilnehmen zu können: Schleppen Sie sich hin, es ist sehr lustig.

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