Montag, 14. Februar 2011

Webinar Chassidus Chübelsack-Tschulent 1.0


Es sei zur Abwechslung auf die seelenreinigende Wirkung von Tschulent hingewiesen. Wer nicht weiss, was das ist, soll dringend einen Seelenklempner aufsuchen, eine Bohnentherapie vollziehen, einen Lebenszweck finden. Wer zwar weiss, was ein Tschulent ist, aber nichts damit anzufangen weiss, dem sei dringend ein horizonterweiterndes, achtzehnjähriges Seminar bei Bruno Manser in der Wildnis Borneos geraten. Da wird er nämlich zum Überleben alles Mögliche essen müssen. Und bei einer eventuellen Rückkehr beim ersten Löffel Tschulent plötzlich Dinge verstehen, die ihm bisher verschlossen waren. Nun gibt es ja Tschulentrezepte wie Sand am Meer. Die einen eignen sich etwas besser, die andern auch. Aber aus irgendeinem Grund muss man ja wissen, welches Rezept zu ewigem Leben, einer resistenten Darmflora und männlichen Nachkommen verhilft. Deshalb sofort zur Sache: Hier kommt der ultimative Chassidus Chübelsack-Kulinarikkurs. Lektion 1: Mein Tschuli.

Infrastruktur: Ein Crockpot, Slow-Cooker oder wie auch immer genannt. Wichtigstes Küchenutensil im Haushalt neben der WC-Bürste. Bei Ferienabwesenheit bitte entsprechend sichern, am besten im Safe. Die Rezeptur ist für 10 Personen konzipiert (keine Angst, spätestens am Mozei Schabbes um 02:45 hat sicher jemand noch Bock auf Resten).

Die Tschulent-Kochvorbereitung gehört angemessen geplant:

Montag: Wer kennt die letzten Dorfgerüchte? Wen könnte ich noch einladen? Bitte mindestens zwei Wochen einplanen. Wir sind wohlbemerkt in der aschkenasischen Sektion der Welt. Einladungen gehören angemessen eingeplant. Moderne Hilfsmittel wie SMS, Doodle, Facebook und Einträge auf http://www.heimisch.com/ (down) gelten als höchst verpönt.

Mittwoch (zwei Wochen später): Der obligate Besuch in den verschiedenen Lebensmittel-Boutiquen der Stadt, also beim Inder für die besten Bohnen in rauhen Quantitäten und für Masala (Gewürzmischung, bestehend aus Chili, Koriander, Minze, Knoblauch, Ingwer, Kurkuma). Alternativ und ausnahmsweise kann auch auf Migros oder Coop zurückgegriffen werden (bringt aber den Verlust von zweieinhalb Kult-Punkten mit sich, dafür liegt da die Rollgerste gleich griffbereit). Und natürlich 2.5 Stunden einrechnen für den Besuch des lokalen Metzgers. Bestes Stück: Flanke (auch liebevoll und fachmännisch "Tschulentfleisch" genannt). Dazu Rauchfleisch, Merguez (unbedingt, notfalls Wienerli) nach Geschmack sowie wenige Suppenknochen für den Feinschliff (total Fleisch: ca. 150g/Person).

Donnerstag Morgen: Bohnen (wiederum in rauhen Quantitäten) in genügend Wasser einlegen. Lieber zu viel und dann wieder rausnehmen, wenn der Topf fast platzt. Bohnen haben toxische Gase. Euer Bettgenosse, Gast, Nachbar, Hauskatzerich wird Euch für's Einlegen höchst dankbar sein. Unter der Bettdecke kann es nämlich zu gefährlichen Blasenbildungen kommen, welche sich auch durch Reibung an der Matratze entzünden können (ist durch eine Nationalfonds-Studie am Lehrstuhl für Fäkanik bewiesen worden). Mind. 8 Stunden einlegen!

Donnerstag Abend / Freitag Morgen: Der Tschulent werd' gefertigt. Ein Schuss Olivenöl auf den Topfboden, Zwiebeln und Knoblauch in Scheiben reinschneiden und (fak.) kurz anbraten lassen. Ab jetzt kommt alles andere in frei zu wählender Reihenfolge rein. Fleischwürfel (vorher in einer Pfanne anbraten ist erlaubt), Wurststücke, Pelati, geschälte & geviertelte Kartoffeln, Bohnen, Rollgerste, Gewürze, Bouillonpulver, ein Schuss Whisky oder Rotwein und viel Messirus Nefesh beigeben. Anschliessend mit Wasser auffüllen bis alles bedeckt ist und dann Wasser nochmals um einen Drittel des bestehenden Volumens erhöhen.

Je nach Geschmack kann noch vegetarische oder Harte Jungs-Kischke eingelegt werden.

Über Nacht bzw. einige Stunden lang kann der Tschulent zu Beginn auf hoher Stufe gekocht werden. Für die gesamte Kochdauer ist dies nicht zu empfehlen (Fleisch wird zu hart und trocken). Die Versenkung eines Kartoffel-Kigels im Teller wird herzlich empfohlen. Das wär's, lichwod Shabbes, bon appetit!


Ach ja, die Ingredienzen (für 10 Personen), sedö lüeg:

  • Olivenöl: 1 Schuss (fak.)

  • 3 grosse Zwiebeln

  • 3 Zehen Knoblauch

  • 5 Kartoffeln

  • 1 grosse Dose Pelati (gehackte, geschälte Tomaten)

  • 7 Lorbeeerblätter

  • 2 EL Salbeiblätter

  • Gewürze: Süsser Paprika, Salz, schwarzer Pfeffer (gemahlen), 3 EL Fleischbouillon-Pulver, indisches Masala, Schwarma-Gewürz

  • Bohnen (einweichen!): Borlotti-Bohnen, kleine rote und weisse, Geheimtipp: Butterfly-Bohnen (sind relativ gross und mit verrückter Konsistenz) total ca. 700g

  • Rollgerste: 200g

  • Fleisch: ca. 1.2 kg Flanke (oder mit Rauchfleisch kombiniert), Merguez und oder Wienerli

  • Rotwein / Whisky: ein Schuss

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