Sonntag, 8. Februar 2009

Kulinarik: Baranes' Grillplausch


Inzwischen ist die Eröffnung schon einige Wochen her, dennoch sollte man Gelegenheiten beim Schopf packen, wenn sie sich anbieten. Erst recht, wenn es sich um kannibalische Gelegenheiten wie die Eröffnung des neuen koscheren, fleischigen Restaurants handelt. Lange Monate musste die faserliebende Gemeinschaft einer neuen Ära harren und wurde nun mit Chajim Baranes neues Grilllokals entsprechend bedient, was für Churban Brünzel und seine Crew als Anlass einer Go-Mijo-Expedition Spalier wert war.
Zuerst das Lokal. Kleine gelbe Vögel zwitschern von den Dächern, dass dieselben Räumlichkeiten zuvor als italienische Trattoria verwendet wurden. Altes massives Dunkelholz mit vielem Gebälk, weissen Steinwänden und einem sehr eigentümlichen Wohlfühl-Grotto-Groove. Mittendrin Kunst aus dem Nahen Osten und judaistische Sujets. Insgesamt trifft dies ziemlich gut zusammen und ergibt eine Mischung, welche mit der Babasali-Hinterraum-Romantik des Milk & Honey nicht mehr viel zu tun ist. Was auch gut so ist.
Das Personal ist gemischt zwischen der alten Crew aus dem ebengenannten Erstlokal und neuem Servierpersonal. Dieses stellt sich teils sehr zuvorkommend in Szene und sorgt sich merklich um das Wohl der Gäste. Daneben befinden sich auch noch etwas hölzern-holprige Garçons, denen die weissen Westen noch etwas fremd anmuten und welche auch mit einer anspruchsvoller Gästeschar teils einen leicht angestrengten Eindruck hinterlassen. Daneben natürlich die erwähnte Home-Crew, welche ziemlich forsch auf dem roten Faden zwischen Zuvorkommen und Aufdringlichkeit stapfen. Insgesamt besteht zwischen Basics der Bedienung und Diskretion in einigen Belangen noch Verbesserungspotential.
Die Karte an sich ist ansprechend. Nicht günstig, wie man es sich in einem "Markt" wie Zürich im Übrigen vorstellen durfte. Nicht überrissen teuer und doch erstaunlich variabel, was sogar das Schalom in seinen besten Tagen theoretisch übertrifft. Praktisch sind einige Teller nicht immer verfügbar. Gut möglich, dass sich die Karte mit der Zeit noch in eine etwas realistischere Version wandelt. Im Sinne der Wandlung ist nach den ersten Tagen eine grammatikalisch angepasstere Version aufgelegt worden. Auch bei dieser wird jedoch leider auf haarsträubende Fehler und unglücklichen Verschreiber gestossen. Der Korrektor verfügt jedenfalls über einen übergesunden Schlaf.
Einmal serviert bleibt jedenfalls nicht viel zu sagen. Das ansprechende Gedeck macht Appetit, die Salate sehen gut aus. Als grosse Überraschung ist auch anzuführen, dass die Suppe selten differenziert und ansprechend schmeckt und das Brot mehr als eine einfache, eintönige Begleitung zum Mahl darstellt. An der Qualität des Fleisches lässt sich nicht viel aussetzen und im erlebten Fall war auch der Gargrad überaus zufriedenstellend (inklusive der Nachfrage nach der Vorliebe des Bratzustandes). Die Beilagenportionierung war ebenfalls gut gewählt und sättigend, womit die Hauptspeise als solche durchaus sättigte. Einzig bei den Pommes Frites haperte es im vorliegenden Fall, waren diese viel zu kurz, unkrustig und schmierig (andere Probanden rapportierten jedoch mittags ausserordentlich zufriedenstellende Resultate).
Fazit: Man möchte also den fleischigen Kulinaren durchaus einen entsprechenden Besuch empfehlen.
PS: Am Wochenende die Tandoori-Schnulze im Kino gesehen. Die Inder haben schon einen sitzen mit ihrem rosaroten Happy-End-Firlefanz. Insgesamt aber sehr vergnüglich, wenn auch sehr kurzlebig. Aber was ist heute schon nicht kurzlebig (in diesem Sinne auch das Derby von heute in der Ärgerlichkeit seines Nachgeschmacks der verpassten Distanzierung). Sonst nur TTSD.
PPS: Inler und Dzemaili übrigens mit überaus positiven Voten ihrer heutigen Auftritte. Zentral hat Köbi Hitzfeld langsam wirklich das Überangebot an nützlichen 6ern. Die neuen Partner unserer Personenfreizügigkeit geben uns am Mittwoch darüber weiteren Aufschluss.
PPPS: Der Actifry hat heute Abend seine Entmystifierung gefeiert. Grossartig erfindet, das Resultat schmeckt wie lebendige Pommes Frites. Wie echtes Lebenselixir.

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